E-Mobilität in Berlin: Wie der E-Roller zur Völkerverständigung beiträgt

Berlin - Die Geschichte des E-Scooters ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Bisher herrschte zum Beispiel die Meinung vor, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) habe die elektrisch betriebenen Roller nur zugelassen, um dem Hersteller BMW eine kleine Freude zu machen.

Das ist natürlich Quatsch. Vielmehr geht es Scheuer zu allererst um eine ganzheitliche Politik, die auch die Bildung nicht außen vor lässt.

Das bestätigte dieser Tage ein freiwilliger Selbstversuch in der Immanuelkirchstraße in Prenzlauer Berg, wo sich eine Gruppe von E-Scooteristen auf dem Gehsteig bewegte. Es handelte sich offenbar um Pädagogen aus dem europäischen Ausland, die Passanten auf spielerische Weise mit der englischen Sprache vertraut machen wollten. Jedenfalls lernte eine Kleingruppe Achtjähriger gleichsam im Vorbeifahren eine saloppe Grußformel („Fuck you“) und auf Nachfrage („Was?“) gleich dazu noch die atmosphärisch passenden Abschiedsworte („Piss off“).

Besonders angenehm fiel dabei auf, dass sich die mutmaßlichen Englischlehrer nicht nur bei der Wahl des Vokabulars, sondern auch motorisch den ortsüblichen Gepflogenheiten anpassten und keinerlei Berührungsängste mit der hiesigen Bevölkerung zeigten. Der Körperkontakt riss erst ab, als sie eine artgerechte Unterbringung aufsuchten.

Schade, wäre es doch interessant gewesen zu sehen, wie der touristische Leerkörper – statt zu seinem Hostel abzubiegen – mit 20 Stundenkilometern und einem fröhlichen „Shit happens“ auf den Lippen die scharfe Kurve zur Greifswalder Straße nimmt. Vielleicht beim nächsten Mal.
Denn der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der schmale Gehsteig der Immanuelkirchstraße schon immer eine beliebte Begegnungsstätte gewesen ist.

Traditionell kommen hier Fahrradfahrer mit Fußgängern, mit Kleinkindern, mit Kneipengästen zusammen, bisweilen aber auch mit motorisierten Kräften auf Rollern und Andersbewegten.

Lediglich die Polizei erkennt die Chancen nicht, die ihr dieser Ort der Vielfalt bietet und die sich im vierstelligen Bereich bewegen dürften (Bußgeld in Euro pro Tag). Sie bleibt der Immanuelkirchstraße fern. Allerdings ist jetzt ja auch klar, warum. Die Beamten können schon Englisch.