East Side Mall: Berlins 69. Shopping Mall öffnet

Rund 25.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 120 Läden, dazu ein Gastronomiebereich so groß wie ein Fußballfeld, ein Fitness-Studio und Parkplätze für knapp 800 Autos. Nachdem sich in Berlin seit der Eröffnung der Mall of Berlin an der Leipziger Straße vier Jahre nichts tat und das Shopping-Center an sich zuweilen bereits als Auslaufmodell gehandelt wurde, steht in diesem Jahr nun schon der zweite Einkaufstempel vor seiner Eröffnung. Im Sommer hatte in Moabit das Schultheiss-Quartier seine Pforten geöffnet, nun die East Side Mall in Friedrichshain. Ab Mitte nächster Woche werden dort die Scanner an den Kassen piepen.

Die Betreiber sind freilich hoffnungsvoll. Der Standort zwischen Warschauer Brücke und Mercedes-Benz-Arena gilt als attraktiv. In der Warschauer Straße werden täglich 90.000 Passanten gezählt. Die East Side Gallery besuchen 3,2 Millionen Menschen jährlich, 1,3 Millionen lockt die Mercedes-Benz-Arena im Jahr an. Zudem bieten die umliegenden Büros, ein Kino und Bowlingbahnen potenzielle Kundschaft. Allein im demnächst fertigen Zalando-Campus werden etwa 5000 Menschen arbeiten. 

Shopping-Center müssen „Aufenthaltsqualität" bieten

Erlebt das Shopping-Center also tatsächlich ein Revival? Bundesweit sieht es nicht danach aus. Wurden 2016 in Deutschland noch wenigstens drei neue Malls eröffnet, kam 2017 nicht einmal ein einziges hinzu. Tatsächlich gehen die Besucherzahlen seit Jahren zurück. Inzwischen haben börsennotierte Betreiber sogar damit zu kämpfen, dass Anleger zum Teil das Vertrauen in das Geschäftsmodell großer Shopping-Center verloren haben. Bei einigen verbilligten sich in der Folge die Aktien in den vergangenen drei Jahren um fast ein Drittel. Die Furcht vor der Online-Konkurrenz ist groß.

Berlin genießt aber offenbar den Ruf als lukrativer Standort auch für Shopping-Center. „Von den fünf Malls, die in diesem Jahr eröffnet wurden, befinden sich zwei in Berlin“, sagt Rainer Pittroff, Leiter des Forschungsbereichs Shopping-Center am Kölner Handelsinstitut EHI. Zugleich manifestiere sich hier die Unabdingbarkeit des Wandels. Denn um im Wettstreit um die Verbraucher auch in Zukunft noch relevant zu sein, brauche es nach seiner Erfahrung heute mehr als nur Läden.

Pittroff nennt es „Aufenthaltsqualität“, was eine Mall bieten muss, und meint eine attraktive Mischung aus Einkaufsmöglichkeiten, Kultur- und sogar Behördenangeboten. Vor allem die Gastronomie spiele eine immer wichtigere Rolle. Die Zeit, in der deren Anteil an der Gesamtverkaufsfläche einer Mall noch im einstelligen Prozentbereich lag und liegen konnte, sei längst vorüber: „Heute belegen Restaurants oft knapp 20 Prozent der vermietbaren Fläche.“ 

„Die East Side Mall wird nicht die letzte in Berlin sein“

In Berlin sind zudem die Randbedingungen günstig. Einerseits profitiert der Einzelhandel hier von der wachsenden Stadt, die ihm jährlich 40.000 bis 50.000 neue Kunden beschert. Vor allem aber lassen die Touristen den hiesigen Handel florieren und bestritten allein im vergangenen Jahr ein Viertel des Berliner Einzelhandelsumsatzes. Das waren immerhin 4,5 Milliarden Euro – 1,2 Milliarden mehr als noch vor fünf Jahren. 

Die Mall am Friedrichshainer Touristen-Hotspot wird diese Rate sicher weiter nach oben treiben. Und auch Nils Busch-Petersen, Chef des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, glaubt an die Zukunft des Shopping-Centers. „Die East Side Mall wird nicht die letzte in Berlin sein“, sagt er. Allerdings will er auch nicht ausschließen, dass von den in wenigen Tagen 69 Malls in der Stadt einige auch wieder vom Markt verschwinden. „Für wenigstens 65 sehe ich aber Platz und Berechtigung in Berlin.“