Ehrenmord-Prozess: Urteil verschoben – wegen Erkrankung
Im Prozess um den gewaltsamen Tod von Maryam H. in Berlin wurde die für Donnerstag geplante Urteilsverkündung aufgehoben. Angeklagt sind die Brüder des Opfers.

Im Prozess um den Mord an der 34-jährigen Maryam H. wird es noch kein Urteil geben. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin sei der Termin „aufgrund der Verhinderung eines Verfahrensbeteiligten aufgehoben worden“. Ursprünglich war die Verkündung des Urteils am morgigen Donnerstag geplant gewesen. Unbestätigten Angaben zufolge, soll einer Verfahrensbeteiligter erkrankt sein.
Yousuf und Mahdi H. stehen im Verdacht, am 13. Juli 2021 ihre Schwester in Berlin ermordet, ihre Leiche in einem Koffer nach Bayern geschafft und dort verscharrt zu haben. Motiv der Tat: Die Mutter zweier Kinder soll sich nicht mehr an die Moralvorstellungen ihrer erzkonservativen afghanischen Familie gehalten und sich nach ihrer Flucht nach Deutschland von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt haben.
Die verscharrte Leiche war drei Wochen nach der Tat in der Nähe der Ortschaft Holzkirchen entdeckt worden. Maryam H. war erdrosselt oder erwürgt worden, die Kehle bis zur Halswirbelsäule aufgeschnitten worden.
41 Verhandlungstage sind bereits vergangen. Staatsanwältin Antonia Ernst hatte in ihrem Plädoyer für die 27 und 23 Jahre alten Angeklagten jeweils eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes gefordert. Die Verteidigung von Yousuf H. hatte verlangt, ihren Mandanten lediglich wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu verurteilen.
Yousuf H. hatte erst nach vielen Verhandlungstagen sein Schweigen gebrochen und über seine Anwälte eine Erklärung verlesen lassen. Darin hatte er eingeräumt, am Tod seiner Schwester schuldig zu sein. Er will sie im Streit getötet haben. Sein Bruder Mahdi sei bei der Tat nicht anwesend gewesen.
Die Verteidiger des jüngeren Bruders hatten einen Freispruch verlangt. Noch ist unklar, wann die 22. Große Strafkammer ihr Urteil verkünden wird. Im Gespräch soll der 16. Februar sein.