Ein bisschen aufräumen vielleicht, lieber Senat?
To-go-Verpackungen, Flaschen, Sperrmüll: Der Dreck in der Innenstadt verdirbt die Laune. Der Senat widmet dem Problem fünf Zeilen im Koalitionsvertrag.

Als Berliner hat man sich daran gewöhnt, dass man auf alle, wirklich alle Wünsche an seine Stadt lange, verschlungene Antworten bekommt. Sie handeln von Zuständigkeiten – die Bezirke, der Senat, Amt X, nein, Amt Y – und laufen stets auf zwei Aussagen hinaus: Niemand hat etwas falsch gemacht. Und: Da kann man nüscht machen.
Trotzdem, ich versuche es noch mal. Es geht nicht um Zehntausende Wohnungen oder neue U-Bahn-Strecken. Ich will nichts haben von der Stadt. Sondern nur etwas weghaben. Den Müll.
Heute war ich in der Mittagspause spazieren. Ich lief Slalom um Pizzakartons, Kaffeebecher, Flaschen, weggeworfene Kleidungsstücke, wich einer Matratze (1,40 mal zwei Meter) an einer Hauswand aus, am Baum gegenüber lagerten Reste eines Küchenschranks. Ich habe mir das nicht ausgedacht, sondern mitgeschrieben.
Das klingt für einige vielleicht spießig. Aber der Dreck verdirbt mir die Laune, bei jedem Spaziergang, und ich könnte mir vorstellen, dass es auch anderen Berlinerinnen und Berlinern so geht. In Kreuzberg, wo ich wohne, nebenan in Neukölln, in anderen Teilen der Innenstadt. Ich will nicht, dass sich Berlin „in ein schwäbisches Dorf verwandelt“, wie einem ja schnell unterstellt wird, wenn man den ganzen Dreck in den Straßen anstrengend findet. Für den Anfang würde es mir reichen, wenn nicht jeder Grünstreifen mit To-go-Verpackungen übersät wäre.
Im Koalitionsvertrag, der 152 Seiten lang ist, kommt der Müll in Berlin sogar vor. Auf fünfeinhalb Zeilen. Unter anderem steht dort: „Die BSR wird von der Koalition dazu in die Lage versetzt, illegale Ablagerung von Müll zeitnah zu beseitigen.“ Schöner kann man nicht sagen, dass sich in den nächsten fünf Jahren an der Lage nichts ändern wird, dachte ich, als ich das las. Ich wünsche mir vom neuen Senat, dass ich das völlig falsch verstanden habe.