Ein Hinterhofkonzert von Iris Romen gegen die Coronawinterdepression
Eine Nachbarin organisierte den Auftritt von Iris Romen im Haus unseres Autors. Es wurde ein ganz besonderer Abend.

Berlin-Während sich meine Gedanken in einer Minidepression verheddert hatten (Januar, grau, Lockdown), klingelte es plötzlich an meiner Tür. Vor mir stand eine mittelalte Frau in langem Daunenmantel, leuchtend orange, mit breitem Lächeln auf dem Gesicht. Nicht nur wegen ihres Mantels erinnerte sie mich an einen thailändischen Mönch. Sie stellte sich als Margit, meine Nachbarin, vor. Sie würde im Vorderhaus wohnen. Ja, fragte ich? Margit sagte: „Ich habe eine Sängerin für ein Hinterhofkonzert engagiert, am kommenden Dienstagabend ist es soweit.“
Meine Stimmung hellte sich sofort auf. Einen Tag später hing an der großen Eingangstür zur Straße hin ein Plakat mit dem Namen der Musikerin. Die Singer-Songwriterin Iris Romen würde zu uns kommen und „5 Lieder + x“ vorspielen.
Am Dienstagabend schaute ich, gleich einem neugierigen, erwartungsvollen Kind, schon eine Viertelstunde vor Konzertbeginn zum ersten Mal in den Hof. Margit stellte Kerzen auf und machte sich daran, eine Lichterkette in unserem dürren Hortensien-Busch zu vertäuen. Dann kam auch schon Iris Romen, mit einem dicken Stirnband und der Gitarre unterm Arm. Bestimmt zwanzig, eher dreißig Menschen standen erwartungsvoll an den Fenstern, hier in unserem Hinterhof am Helmholtzplatz, jemand aus dem obersten Stock hielt eine Wunderkerze nach draußen.
Iris Romen, die inzwischen in einem Lichtkegel vor einem Mikrofon stand, fing nach einem kurzen Soundcheck (der mit einem fröhlichen „Lauter!“ von uns Nachbarn beantwortet wurde) zu singen an. Ihre kristallklare Stimme erfüllte den Hof, schon ihre ersten Zeilen „I’ve got sunshine on a cloudy day, when it’s cold outside“ waren Zucker für die Seele. Iris Romen sang „Haben Sie schon mal im Dunkeln geküsst“, pfiff ins Mikro und gab „Born to be wild“ zum besten, ganz zart. Das Nachbarschaftspublikum applaudierte begeistert, trampelte und ließ Jubelschreie ertönen, natürlich stimmte auch ich in den Chor ein.
Ob wir eine Zugabe wollten, fragte Margit. Was für eine Frage! Und so wurden es am Ende trotz klirrender Kälte sieben Lieder. Meine Mini-Depression hatte sich komplett verzogen. Danke liebe Margit, das war Nachbarschaftshilfe der allerschönsten Sorte.