Ein Shuttle-Bus für die Kinder der Anna-Lindh-Schule: Zu wenig und zu spät

Endlich bringt ein Bus Schüler zum neuen Standort der Anna-Lindh-Schule. Doch das Schulamt stellt keine Aufsicht bereit. Wann findet die Schule zur Ruhe?

Für die Schüler der Anna-Lindt-Schule wurde ein Shuttlebus eingerichtet.
Für die Schüler der Anna-Lindt-Schule wurde ein Shuttlebus eingerichtet.Volkmar Otto

Die Anna-Lindh-Schule erinnert an einen Koffer, der jahrelang lieblos durch die Welt gezehrt wird und dennoch seinen Dienst tut. Das robuste Stück hat Macken, aber es hält noch zusammen. Die Schule hat viel mitgemacht. Lehrkräfte und Eltern erfuhren im Juli, dass ein Teil des alten Schulgebäudes so stark mit giftigen Schimmelsporen kontaminiert war, dass das Schulamt einen sicheren Unterricht nicht mehr für möglich hielt. Ein Monat später galt dies dann für die ganze, vor aller Augen verfallende Schule.

Das Schulamt legte sich im Sommer einmal ins Zeug und zauberte einen Ersatzstandort am Saatwinkler Damm aus dem Hut. Ein Objekt am angespannten Wohnungsmarkt für Hunderte Schüler innerhalb weniger Wochen zu finden, ist eine anerkennenswerte Leistung.

Eltern nehmen längeren Schulweg bisher hin

Einen längeren Schulweg für ihre Kinder scheinen die Eltern nun hinzunehmen. Sie sind einiges gewöhnt und wohl erleichtert, dass es eine Alternative zum Homeschooling gibt. Die Stadt richtet einen Shuttlebus zum neuen Standort ein. So weit, so schlecht.

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Niemand in der Schulverwaltung scheint sich daran gestört zu haben, dass entlang der Haltestelle an der Ecke Transvaal- und Afrikanische Straße ein Fahrradweg verläuft. Fahrräder sausen dort vorbei, wo Kinder einen Bus besteigen sollen.

Lehrer beaufsichtigen Haltestelle

Es sind die Lehrkräfte, die in Warnwesten an der Haltestelle dafür sorgen, dass kein Fahrradfahrer in die Menge fährt. Der Schulleiter und das Schulamt müssen die Frage der Aufsicht erst noch klären. Bis dahin bleibt es dabei, dass die Schüler der Anna-Lindh-Schule nicht nach Regelstundenplan unterrichtet werden. Ihre Lehrer haben anderes zu tun.

Ein privater Dienst, der Kindern einen sicheren Einstieg ermöglicht, kostet Geld. Das Land muss auch eine nicht bezifferte Summe für das Anmieten des Ersatzquartiers am Saatwinkler Damm ausgeben. Die Kosten summieren sich aus einem Grund: Über Jahre wurde zu wenig und zu spät investiert, bis der Bedarf zur Lawine anwuchs und alles überrollte.

Schüler müssen früher aufstehen

Das Schulamt hat schlecht gewirtschaftet. Die Belastungen tragen zum einen die Lehrkräfte der Anna-Lindh-Schule. Das Kollegium schrumpft, weil viele sich an andere Schulen versetzen lassen. Die Zeche zahlen aber vor allem die Schüler. Es ist nicht trivial, dass sie nun viel früher für ihren Schulweg das Haus verlassen müssen. Müdigkeit kann den Schulerfolg beeinträchtigen. Bildungsgerechtigkeit geht anders.