Preußenpark in Wilmersdorf: Wie ein thailändischer Prinz den Markt besucht

Im Preußenpark in Wilmersdorf steht ein bekannter Street-Food-Markt mit asiatischen Köstlichkeiten. Bisher staubig und wenig glamourös. Dann aber kam ein Promi.

Die meisten Gäste fragen sich: Wer ist dieser Mann? Aber die Köchinnen erkennen ihn sofort.
Die meisten Gäste fragen sich: Wer ist dieser Mann? Aber die Köchinnen erkennen ihn sofort.Berliner Zeitung/Jens Blankennagel

Berlin-Die Reise um die halbe Welt dauert nicht mal eine Stunde. Freunde ohne Asien-Erfahrung wollen Thailändisch essen, also fahren wir mit der S-Bahn zum Preußenpark in Wilmersdorf – und erleben eine royale Überraschung.

Der Park ist die erste Adresse für Thai-Streetfood in Berlin. Bis vor einem Jahr war es eine  halblegale Sache, bei der thailändische Frauen selbst gekochtes Essen am Wegesrand verkauften. Heute stehen dort 45 reguläre Stände mit südostasiatischem Essen. Die riesige Wiese daneben ist mit mehr als 1000 Leuten gut gefüllt. Es duftet nach Saté-Spießen, gegrillte Hähnchenspieße mit Erdnusssoße, und nach gegrilltem Tintenfisch. Und an jedem zweiten Stand: den Klassiker aus Nudeln, Gemüse, Hähnchen und Garnelen – Pad Thai. Mit sieben Euro nicht billig, aber „Streetfood“ ist schon längst die teure Schwester vom „Imbiss“.

Hier stehen Ur-Berliner neben ihrem Fahrrad bei Büchsenbier, die laut über die hohen Gasag-Preise diskutieren. Touristen, tätowierte Hipster, aber angenehm wenige Angeber. Hier geht es schließlich ums Essen, das auf der Wiese, respektive im Dreck, gegessen wird. Das minimiert den Glamourfaktor.

Das ändert sich schlagartig, als ein Asiate mit wohlfrisiertem Haar und einem taubengrauen Anzug den Markt betritt. Seine Entourage ist klein und obwohl ihn kein Kung-Fu-gestählter Personenschützer begleitet, ist klar: Der Mann muss prominent sein.

Ein Prinz oder ein Prinzendarsteller?

Die Frauen von den Essenständen lassen einfach ihre Kundschaft stehen, um mit ihm zu reden, ihn zu berühren, ein gemeinsames Handy-Foto zu machen. Wer Thailand-Erfahrung hat, denkt sich: Königsfamilie. Denn gerade der Vorgänger des aktuellen Königs wurde fast gottgleich verehrt.

Wir fragen eine Frau. Sie sagt: „Sohn vom König.“

Der König trägt den Namen Rama X. und ist für seine Bayern-Vorliebe bekannt. Er erzürnt regelmäßig sein Volk. Es gibt Berichte von angeblichen Folterkellern in Bangkok und Partys am Starnberger See.

Der Mann im Thai-Park wird von einem vornehm gekleideten Deutschen begleitet, der sagt wiederum: „Das ist kein Prinz, sondern ein Schauspieler, der in einer TV-Serie einen Prinzen gespielt hat.“ Aha.

Aber das kann nicht stimmen. Wer die Blicke der Frauen sieht, weiß, dass das nicht nur ein royaler Darsteller ist. Wir setzen uns auf die Wiese, essen wunderbar scharfen Hähnchensalat und Klebereis mit wirklich reifer Mango und suchen im Internet. Und tatsächlich: Rama X. hat mit einer früheren Frau mehrere Kinder, die fast alle in den USA leben. Einer der Söhne auf dem Handydisplay sieht genau so aus wie der Mann da vorn am Stand mit dem roten Panang-Curry.

Angeblich darf der freundliche Mann nicht mehr nach Thailand einreisen, aber in Berlin wird er empfangen wie ein Prinz.