Die unangenehme Nachricht wurde zumindest bislang nicht an die große Glocke gehängt. Doch aufmerksamen Fahrgästen, die häufig im Südwesten Berlins unterwegs sind, fiel die plötzliche Änderung auf. Die Sperrung des Südteils der S-Bahn-Linien S25 und S26 wird überraschend verlängert – um nicht weniger als 16 Tage. Für die Fahrgäste bedeutet das, dass sie länger als erwartet Bus statt S-Bahn fahren müssen. „Eine ungeheure Zumutung“, sagte eine Nahverkehrskundin der Berliner Zeitung.
SEV: Diese Buchstabenkombination haben sich die Fahrgäste in Südende, Lankwitz, Lichterfelde und Teltow während der vergangenen Wochen gut einprägen können. Weil die S25 und S26 auf dem Abschnitt zwischen Südkreuz und Teltow Stadt nicht mehr verkehren, müssen die Reisenden den Schienenersatzverkehr nutzen – oder auf andere Strecken oder Verkehrsmittel ausweichen.
Bus statt S-Bahn: Reisezeiten haben sich mindestens verdoppelt
Seit dem 21. Juni ist der S-Bahn-Abschnitt gesperrt. DB Netz lässt 10,5 Kilometer Gleis und 19 Weichen erneuern, damit die Trasse fit für die Zukunft ist. Außerdem entsteht eine Überleitverbindung zwischen der S- und der Fernbahn. Das ist nichts, worüber man sich grundsätzlich ärgern muss. Bahnanlagen müssen instand gehalten werden.
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Ursprünglich hieß es, dass vom 2. September um 1.30 Uhr an die S-Bahnen auf diesem Teilstück wieder fahren sollen. Aber daraus wird nichts, wie Fahrgäste nun herausfanden. Nun heißt es, dass die Sperrung und damit auch der SEV bis zum 18. September, 6 Uhr, andauern. Eine „geringfügige Bauzeitüberschreitung“, wie erläutert wird. Trotzdem gibt es Ärger: „Ich denke, alle Nutzer haben den 2. September herbeigesehnt“, so die S-Bahn-Kundin. „Und jetzt sollen die Einschränkungen plötzlich länger dauern.“ Mit dem SEV habe sich die Reisezeit mindestens verdoppelt.
„Sie sind wie Goldstaub“
Eine Nachfrage ergab: Es liegt nicht an den Tief- und Gleisbauern, die sich in den vergangenen Wochen ins Zeug gelegt haben. Die Verzögerung ist in einem anderen Bereich entstanden – der Leit- und Sicherheitstechnik. Schließlich genügt es nicht, neue Gleise und Weichen zu verlegen. Auch die Signale, die damit verbundenen Kabel und andere Systembestandteile gehören zum Arbeitspensum.
Sind die Anlagen fertig, müssen sie vor der Inbetriebnahme abgenommen werden, damit die Züge sicher unterwegs sind. Und hier scheint es zu hapern. Offensichtlich sei es nicht gelungen, zu einem früheren Zeitpunkt einen Abnahmeprüfer zu bekommen. „Von diesen Fachleuten gibt es nicht viele“, erklärte ein S-Bahner. „Sie sind wie Goldstaub“ – und nicht für jeden gewünschten Termin zu haben.
Auch die Sperrung der S2 zum Südkreuz dauert länger
Unterdessen müssen Fahrgäste der S2, die ebenfalls von Bauarbeiten betroffen ist, nun weitere Einschränkungen in Kauf nehmen. Von diesem Freitagabend an ist auch der S-Bahn-Verkehr zwischen Südkreuz und Attilastraße unterbrochen, hieß es. Weil sich auch dort die Bauzeit verlängert hat, wurde das Ende des SEV vom 2. auf den 11. September verschoben.