Elite-Wettbewerb: Universitäten sind auf gemeinsamem Exzellenz-Kurs
Das ist der Hammer!“ – „Großartig!“ – „Unglaublich!“, so lauten die ersten Reaktionen aus den Universitäten. Wie am Donnerstagnachmittag in Bonn in Anwesenheit von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) verkündet wurde, haben die Berliner Universitäten in einer entscheidenden Runde des neuen bundesdeutschen Elite-Wettbewerbs sensationell abgeschnitten. Sieben von neun beantragten Berliner Exzellenzclustern haben es in die Förderung geschafft.
Für zunächst sieben Jahre erhalten die Unis der Stadt damit ein zusätzliches Fördervolumen von rund 320 Millionen Euro. Außerdem können sich die Berliner Universitäten nun für die Kür zur Exzellenzuniversität im nächsten Sommer bewerben. Bei Erfolg winken hier noch einmal jährlich 15 bis 28 Millionen Euro. 25 Prozent der Mittel müssen vom Bundesland bereitgestellt werden.
„Enormer Schub für die Stadt“
„Das Ergebnis ist ein Ausrufezeichen!“, erklärt der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD). „Berlin ist die deutsche Nummer eins der Spitzenforschung. Und das in der ganzen Bandbreite: von den Geistes- und Sozialwissenschaften, über die Mathematik, Chemie, Medizin und Lebenswissenschaften bis hin zu den Ingenieurwissenschaften.“ Müller spricht von „mehr als Tausend neuen Arbeitsplätzen“ und einem „enormen Schub für unsere gesamte Stadt“.
Mit der neuen Exzellenzstrategie wird die frühere bundesweite Exzellenzinitiative fortgesetzt, die 2005 gestartet worden war. Die größten Erfolge erreichten hier in Berlin die Freie Universität (FU), die 2007 zur sogenannten Exzellenzuniversität gekürt wurde, und die Humboldt-Universität, die ihr 2012 folgte. Nach dem Auslaufen der Exzellenzinitiative hatten Wissenschaftspolitiker überlegt, wie man diesen bundesdeutschen Wettbewerb fortsetzen sollte. Und sie entschieden, zwei neue Förderlinien aufzulegen: Exzellenzcluster und Exzellenzuniversitäten.
Exzellenzcluster – so nennen sich große Verbundprojekte, in denen Wissenschaftler über Fächer- und Institutsgrenzen zusammenarbeiten. Und zwar zu zentralen Themen. In der Runde, über die am Donnerstag entschieden wurde, ging es für Berlin darum, mindestens drei solcher Cluster durch den Wettbewerb zu bringen, um im Sommer 2019 im Rennen um die Exzellenzuniversität dabei sein zu können. Nun sind es sieben statt drei geworden!
Unterstützt mit 4,8 Millionen Euro Innovationsfonds
Die Themen verteilen sich über nahezu alle Wissenschaftsbereiche. Gefördert werden die Cluster „Wie Berliner Mathematik die Zukunft gestaltet“ (Math+), „Eine neue Kultur des Materialen“ (Matters of Activity), „Neue Perspektiven in der Therapie neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen“ (NeuroCure), „Intelligenz verstehen lernen“ (SCIoI), „Weltweite Herausforderungen für liberale Demokratie und Marktwirtschaft als Ordnungsmodell“ (Scripts), „Ein neues Verständnis von Literatur über Zeiten, Kulturgrenzen und Medien hinweg“ (Temporal Communities ) und „Katalyse-Netzwerke verstehen und nutzen lernen“ (UniSysCat). Zwei haben es nicht geschafft, nämlich der Cluster „Entwerfen im digitalen Zeitalter“ (Shaping Spaces) und der bereits seit 2007 geförderte Cluster „Stabilität und Instabilität in den Gesellschaften des Altertums“ (Topoi).
Wie geplant wollen sich die Berliner Universitäten nun am 10. Dezember für die nächste Runde in der Exzellenzstrategie bewerben: die Kür zur Exzellenuniversität, die für den 19. Juli 2019 geplant ist. Hierbei gehen die Berliner Universitäten erstmals einen ganz neuen Weg: Sie bewerben sich im Verbund. Neben FU und HU gehören dazu die Technische Universität (TU) und die Charité – Universitätsmedizin. Das Land Berlin unterstützt sie mit einem Innovationsfonds in Höhe von 4,8 Millionen Euro. Sie treten im Wettbewerb gegen 17 Universitäten und einen weiteren Uni-Verbund an.
Gründliche Begutachtung
„Die großen Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nicht im Alleingang bewältigen“, heißt es im gemeinsamen Internet-Auftritt unter dem Namen Berlin University Alliance. „Ob es der Klimawandel ist, die Terrorgefahr oder Chancen und Risiken der Digitalisierung – die Lösung komplexer, globaler Probleme und die Suche nach Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen erfordern die Expertise vieler Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen.“ Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité, erklärte: „Die Zeit, in der Probleme von der Wissenschaft im Alleingang gelöst werden konnten, ist vorbei.“ Wichtig sei es, optimale Bedingungen für die Wissenschaft in Berlin zu schaffen und eine Kooperationskultur zu fördern.
Bundesweit waren in dieser neuen Exzellenzstrategie-Runde 88 Exzellenzcluster im Rennen. Sie wurden nach Aussagen der deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Frühjahr und Sommer dieses Jahres von insgesamt fast 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern begutachtet, darunter mehr als 90 Prozent aus dem Ausland. Am Ende kamen 57 in die Förderung, die am 1. Januar 2019 beginnen soll. Insgesamt geht es in der neuen bundesweiten Exzellenzstrategie um jährlich 533 Millionen Euro.