Ende der Bürgerbefragung: Berliner wollen grüne Mitte

Soll die historische Mitte zwischen Fernsehturm und Spree, zwischen Marienkirche und Rotem Rathaus auf historischem Stadtgrundriss bebaut werden? Oder ist es besser, sie als grüne Freifläche zu erhalten? Ein halbes Jahr lang haben Bürger über diese Kernfragen debattiert und gestritten. Jetzt verständigten sie sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Am Sonnabend wurden zehn Leitlinien zum Rathausforum verabschiedet. Die Mehrheit hat entschieden, die Verfechter einer historisierenden Bebauung unterlagen.

Nach dem Willen der Berliner soll die Mitte ein Ort für alle sein, eine „Grüne Oase“, die der Erholung, der Freizeit dient, heißt es in den Leitlinien. Der Platz vor dem Rathaus soll sich als Ort der politischen Debatte entwickeln, auch Kultur und experimentelle Kunstformen sollen ihren Platz finden. Die Grünflächen sollen aufgewertet und ansprechend gepflegt sowie die Geschichte des Ortes erlebbar gemacht werden.

Aufwertung und Pflege

Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) spricht davon, dass jetzt „der Ort programmiert ist“. Das soll heißen, dass das Experiment Bürgerdialog – mit offenem Ergebnis und ohne vorgegebene Architekturentwürfe geführt – ein Erfolg war. Geisel wollte die Debatte jetzt haben, weil 2019 das Humboldt-Forum eröffnet und statt jetzt 1,5 Millionen dann 3,5 Millionen Besucher durch die Mitte pilgern. Dennoch wirkt der Senator nicht ganz glücklich mit diesem Bürgervotum. Wenn ein Ort der Demokratie am Roten Rathaus entsteht, müsse dieser Platz erkennbar sein – er meint Häuser am Rand. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher widerspricht, der Platz müsse nicht gefasst sein. Sie sagt aber auch: „Die Frage der Teilbebauung des Areals ist nicht eindeutig entschieden. Aber die Rekonstruktion der historischen Mitte ist vom Tisch.“

Eine solche hatte vor allem die Gesellschaft Historisches Berlin gefordert. Deren Vorsitzender Gerhard Hoya kritisiert, die Leitlinien würden die Ergebnisse der Stadtdebatte nur unzureichend darstellen. Auch Benedikt Goebel von der Planungsgruppe Stadtkern ist ein Verfechter des historischen Stadtgrundrisses. Er meint, dass sich nun einzelne Bauten daran orientieren könnten. Bei seiner grundsätzlichen Kritik, dass der Senat historische und baugeschichtliche Zusammenhänge ausgeblendet habe, bleibt er.

Parlament entscheidet

Die Abgeordnete Carola Bluhm (Linke) sieht eine „Vorentscheidung für den Freiraum“ und fordert: „Die Bürger müssen jetzt spüren, dass die Aufenthaltsqualität verbessert wird, die Grünflächen gepflegt werden, mehr Ruhezonen entstehen.“

Die Leitlinien werden noch dieses Jahr dem Abgeordnetenhaus übergeben. Sie sollen Grundlage für einen Parlamentsbeschluss sein.