Strom vom Balkon: Berlin fördert Mini-Solaranlagen mit 500 Euro
Das Land bezuschusst Balkon-Solaranlagen mit insgesamt sieben Millionen Euro. Das Budget reicht für 14.000 Kleinkraftwerke in Berlin. Das sind die Bedingungen.

Statistisch ist das Potenzial zweifelsfrei vorhanden. Meteorologen attestieren Berlin jedenfalls eine durchschnittliche Sonnenscheindauer von 4,8 Stunden am Tag, die die Stadt erklärtermaßen immer besser zur Stromerzeugung nutzen will. Denn schon 2030 soll ein Viertel des hier benötigten Stroms klimaneutral aus dem Sonnenlicht gewonnen werden. Daher muss bereits jetzt jedes neue Dach auch eine Solaranlage bekommen. Hausbesitzer und Unternehmen werden dabei unterstützt. Nun sind auch die Mieter an der Reihe. Wer auf seinem Balkon oder seiner Terrasse eine Solaranlage installieren will, bekommt vom Land einen Zuschuss über 500 Euro. „Berlin ist eine Mieterstadt“, sagt Berlins parteiloser Wirtschaftssenator Stephan Schwarz. „Da ist dieser Schritt nur logisch.“
Tatsächlich wohnen 85 Prozent der Berlinerinnen und Berliner in Mietwohnungen und haben folglich kein eigenes Dach, auf dem sie Strom erzeugen könnten. Mit der Förderung sogenannter Balkon-Solaranlagen sollen nun aber alle Berliner unterstützt werden, die laut Schwarz „einen Beitrag dazu leisten wollen, die Stadt von fossiler Energie unabhängiger zu machen“.
Insgesamt sieben Millionen Euro werden dafür aus den Haushaltsmitteln der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe zur Verfügung gestellt. Teilt man diesen Betrag in 500-Euro-Förderungsportionen, könnten auf diesem Wege an Berliner Balkons 14.000 Kleinkraftwerke zusätzlich entstehen. Das ist nicht wenig. In ganz Deutschland gibt es aktuell etwa 200.000 solcher Anlagen. In Berlin sind derzeit 1813 Balkonanlagen registriert.
Wer den Zuschuss will, muss diesen bei der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB) beantragen. Das wird ab Freitag möglich sein. Bis dahin soll dort ein eigenes Online-Portal für die Förderung von Balkon-Solaranlagen eingerichtet werden und die Beantragung laut Dirk Maass von der IBB ohne großen Aufwand möglich sein. „Das ist in 15 Minuten erledigt“, sagt er.
Zuvor sollte der künftige Betreiber eines eigenen Balkonkraftwerks allerdings klären, ob der Vermieter überhaupt mit der Installation einverstanden ist. Außerdem muss von einem Elektrofachbetrieb die Tauglichkeit des Stromkreises ermittelt werden. Darüber hinaus verlangt die IBB, dass die Solaranlage grundsätzlich von einer Fachfirma installiert wird. Parallel ist noch eine Genehmigung der Anlage beim Berliner Netzbetreiber Stromnetz Berlin nötig, die eigenen Angaben zufolge allerdings binnen ein, zwei Tagen erteilt werde. Am Ende reicht man dann die Rechnungen bei der IBB ein und bekommt die 500 Euro. Also: Erst beantragen, dann kaufen. „Sonst wird dit nüscht“, sagt Senator Schwarz.

Die Anlagen selbst sind auf eine Leistung von 600 Watt beschränkt. Die dafür nötigen Solarmodule haben eine Gesamtfläche von etwa dreieinhalb Quadratmetern und können im Jahr rund 500 bis 600 Kilowattstrom liefern. Damit lässt sich schon mal der Kühlschrank das ganze Jahr über umsonst betreiben, bei einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde aber auch die Jahresstromrechnung mit dem eigenen Kraftwerk um gut 200 Euro drücken. Dagegen stehen allerdings die Kosten für die Anlage, die von etwa 1000 bis 2500 Euro reichen können. Legt man einen Anlagenpreis von 2000 Euro zugrunde, bleiben nach Abzug der Förderung 1500 Euro als nötige Investition übrig, die sich bei einem Stromertrag von jährlich 200 Euro nach siebeneinhalb Jahren amortisiert hätte. Steigt der Strompreis, geht es freilich schneller.
Wie sehr das Angebot genutzt wird, vermag man weder bei der Senatsenergieverwaltung noch bei der IBB zu sagen. IBB-Banker Maass geht jedenfalls nicht von einer Antragsflut aus. „Es muss keiner Sorgen haben, dass die sieben Millionen Euro am Wochenende weg sind“, sagt er. Aber wer weiß?
Weitere Informationen zur Installation und Förderungen sind auf der Seite www.solarwende-berlin.de zu finden.