Eröffnungstermin könnte nach Imtech-Pleite kippen: Die lange Chronologie von Pleiten statt Planung am BER

Es ist eine weitere schlechte Nachricht für ein Großprojekt, bei dem es an Pleiten, Pech und Pannen wahrlich nicht gemangelt hat. Die Firma Imtech hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren beantragt, und das wird Folgen für den BER haben. Wieder muss ein wichtiger Arbeitsbereich auf der Baustelle, der für das Gelingen dieses Projekts von entscheidender Bedeutung ist, neu organisiert werden. Wieder verschwinden Menschen, die sich auskennen, von der Baustelle. Wieder müssen Aufträge neu vergeben, muss Wissen neu erarbeitet werden. So etwas kostet in der Regel Zeit und stets auch Geld. Beides ist knapp auf der Schönefelder Problembaustelle.

Pleite macht Plan zu Makulatur

Es ist nicht das erste Mal, dass es beim Projekt BER einen solchen Riss, eine solche Unterbrechung gegeben hat. Die drohende Pleite der Imtech, die sich um Stromversorgung, Heizung, Sanitär und Lüftungen, aber auch um die Brandschutzanlage kümmerte, erinnert an einen ähnlichen Fall vor fünfeinhalb Jahren. Einen Fall, der den Zeitplan zu Makulatur machte und die Verantwortlichen zwang, den Eröffnungstermin abzusagen – eine Blamage.

Die Insolvenz eines Planers könne den „Zeitplan von einem Moment zum anderen aus den Angeln heben“, analysiert das Ingenieurmagazin. So war es auch im Fall der IGK-IGR Ingenieurgesellschaft Kruck, die am 8. Februar 2010 Zahlungsunfähigkeit anmeldete. Sie war dafür zuständig, die technische Ausrüstung des Fluggastterminals zu planen – eine zentrale Aufgabe.

Zunächst hielt die Flughafengesellschaft die Pleite unter der Decke, und ließ die Öffentlichkeit über die Folgen im Unklaren. Der Grünen-Politiker Oliver Schruoffenegger sprach von „Nebelwerferei“. Auch der Aufsichtsrat wurde besänftigt. Noch am 26. März 2010 hieß es dort, es bestünde „kein Risiko“. Doch nach und nach wurde klar, wie sehr die Insolvenz dem BER geschadet hatte. So waren von den 1.500 Plänen für die technische Gebäudeausrüstung, die das Büro anfertigen sollte, zum Zeitpunkt der Pleite nicht mal 400 fertig. Am 19. Mai 2010 warnte der Projektsteuerer WSP CBP die Flughafenchefs, dass der Zeitplan ernsthaft in Gefahr sei.

Aber selbst das hielt die Flughafengesellschaft nicht davon ab, öffentlich das Thema herunterzuspielen. Noch Ende Mai teilte ein Sprecher mit, dass die damals für den 30. Oktober 2011 geplante Eröffnung nicht gefährdet sei. „Dass der Zeitplan ambitioniert ist, ist hinlänglich bekannt“, sagte er.

Doch lange ließ sich das Desaster nicht mehr verheimlichen: Am 25. Juni 2010 bestätigte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), was durchgesickert war. Die Eröffnung müsse verschoben werden, um sieben Monate auf den 3. Juni 2012. Daran sei unter anderem die Planer-Insolvenz schuld.

Das Projekt BER sollte noch weitere solcher Brüche erleiden. Jedes Mal ging Know-how verloren. Als ähnlich folgenreich wie die Insolvenz der Firma Kruck sollte sich die Kündigung der Planungsgemeinschaft pg bbi Ende Mai 2012 erweisen. Sie bekam den Laufpass, nachdem klar war, dass auch der Termin Juni 2012 nichts würde. Die Generalplaner und Projektsteuerer hätten Bauleistungen schlecht überwacht, Kosten- und Terminpläne ignoriert.

„Absolutes Chaos“

Der Protest des BER-Architekten Meinhard von Gerkan, dessen Büro gmp der Gemeinschaft angehörte, verhallte. Die Kündigung warf das Projekt lange zurück. „Wenn man 300 Planer von der Baustelle verjagt, dann kann nur absolutes Chaos herauskommen“, so von Gerkan später.

Angesichts dessen wirkte Ende November 2013 die Nachricht von der Insolvenz des Architekturbüros JSK, Partner von gmp in der Planungsgemeinschaft, nur noch wie eine Fußnote. JSK war nicht mehr auf der Baustelle tätig. Die Agonie, in die der Rauswurf von gmp das Projekt BER versetzt hatte, dauerte damals schon anderthalb Jahre an.

Inzwischen hatte es wieder Fahrt aufgenommen – bis die Nachricht vom Imtech-Insolvenzantrag kam.