Eva-Maria Lemke: „Abends in die U8? Nur, wenn ich wirklich Nerven habe“
In unserer Fragebogen-Rubrik blicken bekannte Berlinerinnen und Berliner auf ihre Stadt. Folge vier mit „Abendschau“-Moderatorin Eva-Maria Lemke.

Berlin hat rund 3,7 Millionen Einwohner, sie sind so verschieden wie die Stadt selbst. Was also macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern? In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und ihren persönlichen No-go-Areas. Schauspieler, Moderatorinnen, Musiker und Influencerinnen verraten ihre Gastro-Geheimtipps, Shopping-Favoriten und Kiezgeheimnisse, aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.
In Folge vier hat die Journalistin und Moderatorin Eva-Maria Lemke unsere Fragen beantwortet. Die meisten Berlinerinnen und Berliner kennen sie als Gesicht der RBB-„Abendschau“, Lemke moderiert darüber hinaus auch das Magazin „Kontraste“ im Ersten. Halb in Berlin und halb in Stralsund aufgewachsen, lebt die 40-Jährige heute mit ihrer Familie in Tiergarten – und liebt ihren Kiez sehr.
1. Frau Lemke, seit wann sind Sie schon in der Stadt?
Ich bin hier geboren, hab dann eine kleine Pause von 20 Jahren eingelegt und bin seit acht Jahren sehr froh, wieder hier zu sein.
2. Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin?
Mein Kiez in Tiergarten ist da ganz weit vorne. Es ist eine Ecke der Stadt, in der ganz viel zusammenkommt – hartes Pflaster und gleichzeitig eine richtige Nachbarschaft. Es gibt ständig neue Galerien, viel Kunst und Coolness. Und gleichzeitig Leute, die hier schon seit Ewigkeiten zu Hause sind und noch alte Geschichten vom „Sound“ auspacken (die legendäre Berliner Diskothek in der Genthiner Straße, in der Mick Jagger, David Bowie und Christiane F. Gäste waren, Anm. d. Red.). Hier parken Z4s, Zuhälter und Zukurzgekommene. Wenn der Ex-Junkie im Erdgeschoss mir nachmittags aus dem Fenster zuruft: „Na, hast’n Kopp voll, wa?“, dann weiß ich: Ich bin zu Hause!
3. Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?
In meinen Schrebergarten oder – für kurze Zwischenzeiten – meinen Leih-Schrebergarten „Café Eule“ am Gleisdreieck. Hat den Vorteil, dass man da im Grünen ist, ohne ans Unkrautzupfen denken zu müssen.

Auch im ZDF war Lemke lange zu sehen. Sie moderierte das „Morgenmagazin“ und die Spätnachrichtensendung „heuteplus“. Für ihre Reisereportagen erhielt sie den Axel-Springer-Preis für Nachwuchsjournalisten. Im Februar 2018 wechselte Lemke zum RBB, wo sie die „Abendschau“ moderiert. Seit Januar 2019 ist sie zudem das Gesicht des politischen Fernsehmagazins „Kontraste“ im Ersten.
Die 40-Jährige ist außerdem Sprecherin, moderiert Veranstaltungen und Diskussionsrunden und plant gerade ihren ersten eigenen Podcast.
4. Welche Ecken der Stadt meiden Sie?
Ehrlich: keine wirklich. Als Berlin-Auskennerin drücke ich mich erst mal vor gar nichts. Aber in die U8 Höhe Neukölln steige ich abends nur, wenn ich wirklich Nerven habe.
5. Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?
Die Kartoffel-Gözleme auf dem Mittwochsmarkt an der Yorckstraße sind ebenso günstig wie köstlich, ins Lovis in der Kantstraße gehe ich, wenn es was zu feiern gibt. Das Schöneberger Da Jia Le mit bester Dongbei-Küche hat zwar Neon-Kantinenflair, ist aber dank der großen Tische und noch größerer Bierauswahl perfekt für richtige Gelage. Mein Tipp (ich konnte es auch nicht glauben, aber es ist so): der Pansensalat.

6. Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?
Ich kaufe fast nur Secondhand und das sehr selten. Aber wenn, dann im Soeur in der Marienburger Straße. Die haben das Auge und das Herz für guten Stil.
7. Der beste Stadtteil Berlins ist …
... immer der eigene, oder? Also: Tiergarten. Siehe oben. Und: siehe Tiergarten.
8. Das nervt mich am meisten an der Stadt:
Als Auto- und Radfahrerin nervt mich, dass beide Gruppen so wenig bereit sind, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Absoluter Obernerv: Wenn man mit dem Auto rechts abbiegen will und auf Fußgänger und Fahrradfahrer wartet, die die Straße überqueren. Und dann hupen hinter einem alle, denen es nicht schnell genug geht. Da kocht mir jedes Mal das Blut: Soll ich die jetzt überfahren, weil wir es alle so eilig haben, oder wie?
9. Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?
Natürlich das große Thema Mieten und Wohnen. Es schmerzt mich, wenn jemand sich sein Zuhause nicht mehr leisten kann. Das wird von Gegnern jeglicher Eingriffe in diesen Markt immer gern gekontert mit: „Es können ja nicht alle in den In-Stadtteilen wohnen!“ Die vergessen dabei oft, dass auch in hippen Gegenden manche schon sehr viel länger leben. Und dass sich da Nachbarschaften gebildet haben, die vielen alles bedeuten.
10. Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?
Probier’s aus. Vielleicht lässt dich die alte Tante ja rein und gibt dir einen aus.
11. Cooler als Berlin ist nur noch …
Kopenhagen liebe ich schon sehr. Aber das mit dem Vergnügungspark und dem Fahrradfahren ohne Nahtoderfahrungen bekommen wir auch noch hin.