Ex-Senator: Sarrazin nervt mal wieder

Berlin - Vermutlich soll es ein Riesengag sein, den der Herr im gestreiften Kurzarmhemd da von sich gibt. „Vorsicht, auch die Tunte kann sehr tüchtig sein!“ antwortet Thilo Sarrazin, 68, Ex-Senator und Ex-Bundesbanker, auf eine Frage des einst politischen Journalisten und derzeit hauptamtlichen Verschwörungstheoretikers Jürgen Elsässer. Zuvor hatte sich Elsässer fürs Interview mit Sarrazin im eigenen Verschwörungsenthüllungsorgan („Compact“) nach gezielter Staatsförderung für „Jungs im rosa Kleidchen“ erkundigt.

Man sitzt, den Fotos zufolge, gemütlich im Garten des Befragten, eine Katze schnuppert am Bein des Sozialdemokraten, bekannt als Islam-Verächter und Autor des Beststellers „Deutschland schafft sich ab“. Es geht dann in gewohnter Sarrazin-Manier noch gegen Arme und Migranten, die statt „ein nennenswertes eigenes Einkommen zu erwirtschaften“ lieber Kinder zeugen, natürlich vor allem, um für sich selbst Stütze abzugreifen. Oberschichtler Sarrazin schließt mit den Worten: „Ich möchte, dass meine Nachfahren in 50 oder auch in 100 Jahren noch in einem Deutschland leben, in dem die Verkehrssprache Deutsch ist und die Menschen sich als Deutsche fühlen.“

Genossen schütteln nur noch die Köpfe

Elsässer plant Ende November in Leipzig eine Compact-Konferenz zum Themenkomplex „Familienfeindlichkeit, Geburtenabsturz, sexuelle Umerziehung“, die den hommagehaften Titel „Werden Europas Völker abgeschafft?“ trägt. Für die Veranstaltung sind die Referenten Peter Scholl-Latour, Eva Herman und Thilo Sarrazin angekündigt, laut Elsässer die „Großen Drei“ deutscher Sachbuchpublizistik.

Berliner Sozialdemokraten reagieren auf derlei Vorgaben nur noch mit Kopfschütteln. Von Parteiordnungsverfahren, gegen Sarrazin bereits zweimal gescheitert, redet niemand mehr. Die neuen Ausführungen sprächen für sich, heißt es aus der Berliner Senatskanzlei – wo mit Klaus Wowereit ein schwuler Bürgermeister sitzt, dem Sarrazin für jahrelange Loyalität zu heißem Dank verpflichtet ist. Erst Wowereit, der Sarrazin inzwischen hart kritisiert, sorgte einst für den entscheidenden Karrieresprung des Genossen. SPD-Landeschef Jan Stöß empfahl dem Ex-Senator „mit seinen homophoben und rassistischen Ansichten“ den Eintritt in die NPD. Dort sei er besser aufgehoben.