Experte zu Fahrradfahrer: Keine pauschale Kritik bitte!

Sicher, der eine oder andere Autofahrer wünscht sich das offen oder insgeheim. Aber es wird wohl nicht passieren, sagt Bernd Zanke. „Der Fahrradverkehr in Berlin wird nicht abnehmen, im Gegenteil: Er nimmt weiter zu. Das ist absehbar“, sagt der Sicherheitsexperte des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Berlin. Denn Radfahren liegt im Trend. Erste Auswertungen der jüngsten Radverkehrszählungen belegen das.

So radelten im vergangenen Jahr zweieinhalb Mal so viele Radfahrer über die Zossener Straße in Kreuzberg als drei Jahrzehnte zuvor. Auf der Kastanienallee in Prenzlauer Berg übersteigt die Zahl der Fahrräder regelmäßig die der Autos. Auch ältere Leute treten in die Pedale. Weil sie keine Lust haben, ihren mühsam ergatterten Auto-Parkplatz aufzugeben, weil es fit und Spaß macht, weil Radeln im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln oft zügiger ans Ziel führt. Dass der Radverkehr in Berlin weiter zunehmen wird, hat laut Zanke auch noch einen anderen Grund: Immer mehr Senioren wagen sich aufs Fahrrad. Auch solche, die seit Jahrzehnten nur Auto gefahren sind. „Sie entdecken, wie mobil sie zum Beispiel auf E-Bikes sind.“

Der ADFC-Mann ist viel in der Stadt unterwegs, um den Verkehr zu beobachten. Die Schönhauser Allee ist für ihn ein Beispiel dafür, dass die Radverkehrsanlagen vielerorts nicht mehr reichen. „Dort werden die Radfahrer zudem auf einen Zickzackkurs gezwungen. Vor den Knotenpunkten ordnen Verkehrszeichen an, dass sie den zu schmalen Radweg benutzen müssen.“ Der Verband fordert, dass Radfahrer die Fahrbahn auf ganzer Länge nutzen dürfen – auf einem markierten Fahrstreifen. Die Radweg-Benutzungspflicht muss dort aufgehoben werden.

Dass auf Gehwegen geradelt wird, ärgert auch ihn. Doch Bernd Zanke hält nichts von pauschaler Kritik. Es sei nicht eine bestimmte Verkehrsart, die Probleme bereite – es gebe ja auch rücksichtsvolle Autofahrer. „Die Menschen sind es, die Fehler machen.“