Experten: Mehr Streit wegen Corona

Wegen der Quarantäne gibt es mehr Streit als gewöhnlich. Ein Problem: Auch die klassische Konfliktlösung funktioniert wegen des Kontaktverbots nicht.

Berlin-Die Coronavirus-Pandemie kann neue Konflikte aufwerfen oder bestehende befeuern: Da sind Paare, die sich um die Kinderbetreuung im Homeoffice zanken, Wohngemeinschaften, die nur noch aufeinander hocken, oder Mitarbeiter in systemrelevanten Berufen, die sich vor lauter Stress auf den Keks gehen. Zwei ausgebildete Mediatorinnen aus Berlin haben ein kostenloses Angebot ins Leben gerufen. Kathrin Breitbach und Nadine Dubois nennen sich „Konfliktkönner“ und bieten Quarantäne-Mediation an.

Kathrin Breitbach, Mediatorin, bietet bei „Konfliktkönner" eine kostenlose Quarantäne-Mediation als Hilfe für Menschen in der Corona-Krise an.
Kathrin Breitbach, Mediatorin, bietet bei „Konfliktkönner" eine kostenlose Quarantäne-Mediation als Hilfe für Menschen in der Corona-Krise an.Foto: Britta Pedersen/dpa

Dubois schildert der dpa die momentane Lage als unsicher, diese erzeuge Anspannung. Hinzu kämen Sorgen, etwa um Eltern und Großeltern. So gebe es mehr Konfliktpotenzial als normalerweise. Ein weiterer Aspekt sei, dass viele Bewältigungsstrategien, die sonst hülfen, in der Krise nicht mehr funktionierten, sagt Breitbach. Man könne sich nach einem Streit mit dem Partner zum Beispiel nicht mit einer Freundin treffen. Dies könne zusätzlichen Leidensdruck bewirken.

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Geld für die Mediation zu verlangen, sei derzeit abwegig

„Wir wollten etwas dafür tun, damit möglichst viele gut durch die Situation kommen“, sagt Kathrin Breitbach (37) zu dem Angebot, das sie mit ihrer gleichaltrigen Kollegin Nadine Dubois ins Leben gerufen hat, selbst zunächst „geplättet“ von den Geschehnissen. Angesichts der Lage Geld dafür zu verlangen, sei „abwegig“ erschienen, sagt Breitbach - dabei habe sie selbst derzeit geschäftliche Einbußen.

Statt persönlicher Treffen etwa in Büros kommen die Frauen nun vor dem Computer mit den Konfliktparteien zusammen. „Mediation schaut darauf, was hinter einem Konflikt liegt“, erläutert Dubois. Man wolle wieder den Boden für Gespräche bereiten. Oft gehe es für die Konfliktparteien um die Frage, wie die eigenen Bedürfnisse, etwa nach Nähe und Distanz, kommuniziert werden. Mediatorinnen strukturierten den Prozess, seien aber nicht dazu da, Urteile zu fällen oder die Lösung des Problems zu präsentieren, ergänzt Breitbach.