Fahrradklima-Test: Warum Berlin noch lange keine Fahrradstadt ist

Berlin hat noch eine Menge Aufholbedarf, wenn es um den Fahrradverkehr geht. Wie der am Freitag in Düsseldorf vorgestellte Fahrradklima-Test 2016 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ergab, belegt die deutsche Hauptstadt  von 39 Großstädten Platz 36.

Das Ergebnis ist noch etwas schlechter als 2014. Damals erreichte die Hauptstadt immer noch Platz 30 von 39. Vor fünf Jahren wurde Berlin noch 24. von 38 deutschen Städten. Ein Abwärtstrend: Nur Köln, Mönchengladbach und Wiesbaden schnitten schlechter ab. 

Für seinen siebten Fahrradklima-Test hat der ADFC mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums bundesweit rund 120.000 Radfahrer befragt. Platz Eins belegt dabei erneut Münster mit einer Gesamtnote von 3,07, gefolgt von Karlsruhe und Freiburg. 

Um Berlin fahrradfreundlicher zu gestalten, erhält das Land nun sogar ein eigenes Fahrradgesetz. Das gab es bundesweit noch nie und ist vor allem dem Engagement der Fahrradfahrer selbst zu verdanken. Doch was läuft in anderen Städten besser? Die Sieger des Fahrradklimatests machen es vor. Hier wird schon jahrelang praktiziert, was Berlin noch vor sich hat. Wir haben fünf Dinge gesammelt, die in anderen Städten längst besser laufen und dort zu einem "erfolgreichen" Fahrradverkehr führen:

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Politische Verantwortung

Freiburg hat zum Beispiel einen eigenen Radfahrbeauftragten im Rathaus, dank diesem gibt es so genannte Radvorrangsstrecken in der ganzen Stadt. Das Ergebnis: 34 Prozent der Bevölkerung sind hier schon mit dem Drahtesel unterwegs.

Angebot ausbauen

Karlsruhe setzt schon seit Jahrzehnten auf die Entlastung des Autoverkehrs. Dafür wurde die Stadt in Baden schon mehrfach prämiert, sie hat ein umfangreiches Leihradsystem und ein Verkehrsnetz für Radfahrer.

Velorouten umsetzen

Während sie in Berlin noch über die Radschnellwege diskutieren, sind diese Velorouten in Münster schon beschlossene Sache. Die sogenannten Velorouten werden gebaut.

Mehr Rücksicht aufeinander

In Berlin mangelt es nicht nur an Baumaßnahmen, sondern auch an der Rücksicht anderer Verkehrsteilnehmer: „Wenn hier ein Radstreifen, wie etwa in der Leipziger Straße, entsteht, wird er sofort zugeparkt“, sagte eine ADFC-Sprecherin.

Sofortmaßnahmen einleiten

„Die Politik ist schon aufgewacht, doch jahrelang ist nichts passiert“, sagte Rad-Aktivist Heinrich Strößenreuther dieser Zeitung. Der Senat hätte Sofortmaßnahmen umsetzen können, auch nach dem Regierungswechsel. Doch umgesetzt wurde noch zu wenig.  Und Engagement allein reicht eben nicht.