Besonders für Radfahrer sind sie ein Ärgernis: Schrotträder, die überall in der Stadt Anschließmöglichkeiten blockieren. Zum Frühlingsbeginn haben die CDU und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Berlin eine zentrale Stelle zur Beseitigung von Schrottfahrrädern gefordert. Die „Fahrradleichen“ gehörten nicht zum schönen Stadtbild, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Oliver Friederici. Auch die Grünen plädieren dafür, das Thema ernster zu nehmen. Im vergangenen Jahr sammelten die Bezirksämter Tausende Schrotträder ein.
Politiker Friederici wirft Bezirken Desinteresse vor
Friederici hatte eine Anfrage zum Umgang mit den Schrotträdern an das Abgeordnetenhaus gerichtet. Dafür stellten vier von zwölf Bezirken Zahlen zur Verfügung. Dies zeige das Desinteresse der Bezirke für das Problem, sagte Friederici. Nur eine zentrale Stelle zur Beseitigung der Räder kann seiner Meinung nach Abhilfe schaffen. Zudem schlägt Friederici vor, an jeder Bushaltestelle Fahrradstellplätze zu installieren. Dann könnten Fahrradfahrer ihre Räder sicher abschließen und es gebe keinen „Wildwuchs“.
Zu wenig sichere Abstellplätze in Berlin
Der ADFC in Berlin unterstützt das Vorhaben. Es gebe in Berlin zu wenige sichere Abstellanlagen für die Fahrräder, sagte Lara Eckstein vom ADFC. „Da ist es natürlich ärgerlich, wenn dann auch noch alte Fahrräder die wenigen sicheren Fahrradparkplätze blockieren.“ In den Niederlanden sei es üblich, dass Fahrradparkplätze an Bahnhöfen bewacht würden. „Dieses Personal kümmert sich dann auch darum, dass Räder, die wochenlang nicht in Gebrauch sind, entfernt werden.“
Wie die CDU appellierte auch Stefan Taschner, Radverkehrsexperte der Grünen-Fraktion, das Thema ernster zu nehmen: „Angesichts dessen, wie viele Räder gefühlt auf den Straßen stehen, sind die tatsächlichen Abräumzahlen sehr gering.“
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Bezirke für Schrotträder zuständig
In Berlin sind die Bezirke für die Beseitigung von Schrotträdern aus dem öffentlichen Raum zuständig. Nicht mehr fahrtüchtige Fahrräder werden vom Ordnungsamt farbig markiert und müssen von den Besitzern innerhalb von drei Wochen entfernt werden. Verstreicht die Frist, werden die Räder in Zusammenarbeit mit der Berliner Stadtreinigung (BSR) und der Polizei abgeräumt. Das Ordnungsamt wird durch Bürgerbeschwerden oder Kontrollen auf die Schrotträder aufmerksam.
Christian Berg, Sprecher des Bezirksamts Neukölln, erklärte: „Die Beseitigung von „Fahrradleichen“ hat in Neukölln eine hohe Priorität.“ Das Ordnungsamt prüfe bei seinen Streifen stets auch Schrotträder. Die vielen Meldungen der Bürger würden innerhalb von drei Tagen bearbeitet. Sarah Lühmann, Sprecherin des Amtes in Friedrichshain-Kreuzberg, ergänzte: „Das zuständige Amt ist mit dem aktuellen Vorgehen sehr zufrieden und sieht keine Notwendigkeit für die Überarbeitung der funktionierenden Prozesse zum Thema Schrotträder.“
Nach Angaben der Bezirksämter werden die Räder in Friedrichshain-Kreuzberg wöchentlich entfernt, in Neukölln monatlich, in Tempelhof-Schöneberg zweimal pro Jahr. In Treptow-Köpenick werden Fahrräder nur dann beseitigt, wenn diese die Verkehrssicherheit gefährden - was 2018 dreimal vorkam. Für regelmäßige Sammeltouren gebe es keine Kapazitäten, sagte Ilona Tews vom dortigen Bezirksamt.
2018 hat Neukölln fast 500 kaputte Räder eingesammelt
2018 haben die Ämter eigenen Angaben zufolge mehrere Tausend Räder eingesammelt. In Neukölln wurden etwa 500 Schrotträder markiert und entsorgt. Mehr als 500 Räder waren es in Charlottenburg-Wilmersdorf und in Friedrichshain-Kreuzberg mehr als 900. Dort werden die Räder kostenlos von einem gemeinnützigen Unternehmen eingesammelt, das daraus Fahrräder für gemeinnützige Einrichtungen wie Kindergärten baut. Auch in Tempelhof-Schöneberg werden die noch nutzbaren Teile von einem sozialen Träger übernommen. Dort wurden im vergangenen Jahr 152 Schrotträder beseitigt, etwa halb so viele wie 2017. (dpa)