Gute Laune, aber auch Angriffe auf Union-Fans: So war die Stimmung beim Berliner Derby
Das Derby zwischen Hertha und Union ist in Berlin ein Ereignis. Die Polizei fürchtete Konflikte zwischen den Fans. Der Tag hatte es in sich.

In den sozialen Medien liest man am heutigen Sonnabendabend vor dem Hashtag #BSCFCU vielfach ein Wort: STADTMEISTER. Für die Eisernen aus Köpenick verlängert sich damit das scheinbare Dauerabo auf Siege gegen die Alte Dame aus Charlottenburg ein weiteres Mal.
Weniger Glück haben dagegen zunächst die Fans, die aus dem Osten in den Westen wollten. Ein Polizeieinsatz verhindert, dass die S-Bahnen ihr Ziel, das Olympiastadion, in der regulären Dauer erreichen. Vom S-Bahnhof Rummelsburg beispielsweise dauert es rund 75 Minuten, bis Heim- und Auswärtsfans wieder aussteigen und meist separiert voneinander in die Arena marschieren können.

Die Unioner wollen, dass es auch in Zukunft Derbys gibt
Zumindest das Fanlager von Union lässt sich von der längeren Anreise nicht beeindrucken. Eine Gruppe aus vier Männern und einer Frau diskutiert leidenschaftlich über ihre Mannschaft und die Bedeutung des Derbys. „Dass Kruse weg ist, war ein Riesenfehler! Der hätte bei Union noch mindestens fünf Jahre spielen können“, wirft einer der Männer in die Runde. Ein anderer wünscht Hertha zumindest nicht den Abstieg: „Ich bin ja froh, wenn es nächste Saison noch ein Derby gibt – das elektrisiert die Stadt!“

Am Olympiapark ist sodann die Vorfreude auf das Derby groß. Fünf Jungs mit überdimensionierten Skibrillen kicken sich gegenseitig den Ball zu und haben sichtlich Spaß dabei. Extra für das Derby angereist sind Finbarr und Patrick. Die beiden 24-jährigen Männer kommen aus Irland. Sie sind riesige Hertha-Fans. „Ich denke, Kanga macht heute ein Tor“, sagt Finbarr. „Es wird auf jeden Fall ein hart umkämpftes Spiel“, sagt Patrick.
Die Ultras der Eisernen zünden Pyrotechnik
In der ersten Halbzeit kann man genau das beobachten. Wenig Torchancen auf beiden Seiten, die Akteure beider Mannschaften begegnen sich die meiste Zeit im Mittelfeld. Bis zur 44. Minute. Freistoß Trimmel, Kopfball Doekhi – und somit das 1:0 aus Sicht der Unioner. „Es gab nur eine richtige Möglichkeit, ein Tor zu machen – und die hat Union genutzt“, sagt Ole Tefelski. „Ich habe mindestens mit einem Unentschieden gerechnet – aber noch ist ja Zeit“, sagt der Hertha-Fan in der Ostkurve, wo die Fangesänge aufseiten der Blauen eine Weile verstummen.

Tefelski ist mit seiner Tochter Lea, ebenfalls Herthanerin, gekommen. Sie hat, anders als ihr Vater, bereits im Vorfeld mit einer Klatsche gerechnet, erzählt sie. „Hertha hat ein Problem mit Freistößen, da kriegen wir häufig einen rein. Und Union ist halt auch stark bei Standards.“
Kurz nach der Halbzeitpause brandet die Stimmung in der Union-Kurve dann so richtig auf. Die Ultras der Eisernen zünden Pyrotechnik, die lichterloh brennt. Der Nebel versperrt für eine Weile teilweise die Sicht auf das Spielfeld.

„Watt ne Woche, Unioner!“
Ole Tefelski, der noch Hoffnung für die zweite Halbzeit hegt, erzählt unterdessen, dass seine Anreise nicht ganz glimpflich ablief. „Ich fand es ein bisschen schade, dass ich, wie so häufig beim Derby, von Union-Fans angepöbelt wurde.“
Nach der Partie, die 2:0 für Union Berlin endet, sind die Machtverhältnisse in Sachen Männerfußball in der Stadt wieder einmal geklärt. Das erkennen an diesem Sonnabendabend die allermeisten Herthaner auf ihrem Heimweg an. In Köpenick darf dagegen gefeiert werden: Stadtmeister und ein vorübergehender zweiter Platz in der Bundesligatabelle. „Watt ne Woche, Unioner!“, twitterte der Verein kurz nach Schlusspfiff.
Nach dem Spiel wurde es dann doch noch mal brenzlig: Es kam abends zu Auseinandersetzungen am Bahnhof Ostkreuz. Einsatzkräfte der Bundespolizei und der Berliner Polizei haben, wie die dpa berichtete, nach eigenen Angaben einen Angriff auf Fans des 1. FC Union verhindert. Wie die Bundespolizei via Twitter erklärte, versuchten etwa 300 Personen beim Halt einer S-Bahn am Bahnhof Ostkreuz, Anhänger der Gastmannschaft anzugehen. Es sollen Hertha-Fans gewesen sein.
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