Berlin - Der Zeitpunkt ist bestens gewählt: Einen Tag nach der Fête de la Musique gibt die Frau, die das französische Fest der Straßenmusik im Jahr 1995 nach Berlin geholt, dort bekannt gemacht und 23 Jahre lang organisiert hat, ihren Job auf. "Das war's", teilte Simone Hofmann am Donnerstagmorgen mit.
Finanzierung ungeklärt
Als Grund für ihren überraschenden Rücktritt nennt die Musik-Managerin die ungeklärte Finanzierung durch den Berliner Senat. "Seit Jahren hangelt sich die Fête de la Musique von einer Zwischenfinanzierung zur nächsten", sagtHofmann. Von einer "unwürdigen Bettelei" spricht sie. "In Anbetracht dieser seit Jahren andauernden unsystematischen Finanzierungspraxis stehe ich für eine weitere Organisation nicht mehr zur Verfügung."
Die Fête de la Musique in Berlin wird zu 30 Prozent aus Mitteln des Senats (etwa 35.700 Euro) gefördert und seit acht Jahren zu 70 Prozent aus Zuwendungen der Lotto-Stiftung (88.000 Euro). Nach Aussage von Simone Hofmann werden jedes Jahr etwa 200.000 Euro benötigt.
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Finanzierung völlig ungeklärt
Im Moment ist völlig ungeklärt, wie das berlinweite Straßenfest im kommenden Jahr finanziert werden soll. Denn im nächsten Jahr gibt Lotto kein Geld mehr, die Förderung ist ausgelaufen. Auf Anraten des Senats hat Simone Hofmann keinen neuen Antrag bei der Lotto-Stiftung gestellt.
Ihr sei vom Senat zugesichert, worden, dass das Land Berlin ausreichende Mittel im Landeshaushalt bereitstellen werde. Über die Höhe der künftigen Förderung werden die Abgeordneten aber erst bei den Haushaltsberatungen für die Jahre 2018/2019 im kommenden Herbst beraten.
Umgebauter Militärlaster
Die Fête de la Musique begann am 21. Juni 1995, als ein 13 Tonnen schwerer umgebauter Militärlaster vom Schlossplatz in Mitte durch die Stadt fuhr: Mit Bands, Instrumenten, Boxen und Lautsprechern. Vier Bands spielten an diesem Tag, dem längsten des Jahres, bei der ersten Fête de la Musique, die 1982 in Frankreich entstand. "Wir wollten diese Idee auch in Berlin bekannt machen", sagt Simone Hofmann.
Mittlerweile spielen in Berlin - umsonst und draußen - bekannte und unbekannte Bands, Liedermacher, Solisten und Chöre an 116 Orten der Hauptstadt. Simone Hofmann sagt: "Ich wünsche uns, dass dieses charmante, zeitlose Musikfest endlich Planungssicherheit in Form einer institutionellen Förderung erhält."