Wer wird denn gleich von Öko-Diktatur sprechen: Diese Berlinale ist kuhmilchfrei

Begegnung an der Kaffeetheke: Die schwedische Lebensmittelfirma Oatly ist einer der Sponsoren des Festivals, deshalb gibt es Kaffee nur mit Hafermilch.

Auf der Berlinale gibt es dieses Jahr Kaffee nur mit Hafermilch.
Auf der Berlinale gibt es dieses Jahr Kaffee nur mit Hafermilch.Addictive Stock/imago

Auch wenn es sich im Kino herrlich schlafen lässt, wird Kaffee während der Berlinale irgendwann zum Treibstoff und Überlebensmittel. Und viele trinken ihn halt gerne mit Milch. Die Dame vor mir an der Kaffeetheke im Berlinale-Palast hat offenbar ein gutes Durchhaltevermögen, denn ihr fiel erst am vierten Festivaltag auf, dass in Berlin derzeit die erste kuhmilchfreie Berlinale stattfindet. „Gibt es bei Ihnen wirklich keinen Cappuccino mit normaler Milch?“, fragte sie ungläubig die Bedienung. Diese nickte. Nur so, wie es hinter ihr an der Wand stehe: Cappuccino mit Hafermilch. Hafermilch von Oatly. Das schwedische Unternehmen sei nun mal Sponsor der Filmfestspiele, deshalb gebe es in allen Berlinale-Cafés und bei allen offiziellen Veranstaltungen des Festivals keine Kuhmilch, auch wenn sich manche Gäste schon darüber beschwert hätten.

Die sich als nachhaltig verstehende Berlinale verkauft es auf ihrer Website als Beitrag zum Klimaschutz. Die Produktion von Hafermilch erzeugt tatsächlich wesentlich weniger CO₂ als Kuhmilch, für deren Produktion man Kühe braucht, die mit ihren methanhaltigen Fürzen die Atmosphäre verpesten. Es wird dabei auch weniger Land und Wasser verbraucht. Abgesehen davon führen Milchkühe ein trauriges Leben. Auch das ist ein Aspekt der Milch tierischen Ursprungs. Für interessanten Gesprächsstoff an der Kaffeetheke ist jedenfalls gesorgt.

Pech haben alle, die keine Hafermilch mögen oder denen Kuhmilch einfach lieber ist, und diejenigen, die gegen Zwangsmaßnahmen sind. Davon finden sich in Deutschland immer welche. Schließlich findet die kuhmilchfreie Berlinale in einem Land statt, in dem angesichts des Vorschlags der Grünen, einen Veggie-Day in öffentlichen Kantinen einzuführen, von Bevormundung, Gesinnungsterror und Öko-Diktatur die Rede war.

„Keine Milch, kein Soja, keine Schlechtigkeit“

Das schwedische Unternehmen Oatly hat kein Problem damit, sich mit der Werbung für seine Hafermilchprodukte unbeliebt zu machen. „Keine Milch, kein Soja, keine Schlechtigkeit“, lautete einer seiner Slogans, der die schwedische Milchindustrie auf die Barrikaden trieb. Erlösung durch ein Hafergetränk. Die Barista-Variante, die bei der Berlinale verwendet wird, lässt sich sogar ganz gut aufschäumen.

Oatly kam allerdings vor zwei Jahren  wegen einer 200-Millionen-Kooperation mit Blackstone der Schlechtigkeit in den Augen mancher doch recht nahe, denn der Vorsitzende des Konzerns war Großspender für Trump. Es ist halt kompliziert. Wer weiß, ob man mit Wasser im moralisch einwandfreien Bereich wäre.