Flüchtlinge in Berlin-Tempelhof: Alle Hangars sind belegt
Sie waren der Ausweg, als Ende des Jahres 2015 die Stadt Berlin verzweifelt vor der Frage stand, wo bloß die Tausenden Flüchtlinge unterkommen sollten, die damals täglich in der Stadt ankamen: die Hangars von Tempelhof, große, leere Hallen mit Heizung und Dach. Aber auch nicht viel mehr.
Nun sollen die Flüchtlinge wieder ausziehen. Aber vor Sommer wird man nicht mit dem Umbau beginnen können. Und dann wird es sich ohnehin zunächst um Abbau und Ausräumen handeln.
Ursprünglich lebten bis zu 2500 Menschen in der Unterkunft, inzwischen wurde die Zahl auf knapp 700 reduziert. Aus der einst drückenden Enge wurden akzeptable Quartiere – was neben der geringeren Belegung auch daran liegt, dass es mittlerweile einige Freizeit- und Sporteinrichtungen in den Hallen gibt.
Die Unterkunft in Tempelhof wird betrieben von der Firma Tamaja – und diese nutzt inzwischen alle sieben Hallen. In den Hangars 2, 6 und 7 (siehe Plan) wohnen Menschen in kleinen Zellen – Hangar 5 dient als Ankunftsstation, wird aber auch kurzzeitig bewohnt. Hangar 1 beherbergt Sportflächen, ein Integrationscafé, eine Bibliothek und die Kleiderkammer der Unterkunft. In Hangar 4 bietet Tamaja seit Anfang Februar eine Obdachlosenunterkunft für die Kältehilfe an. Einzig Hangar 3 steht bis auf eine Küche weitgehend leer.
Tempelhof gilt als „prekäre Unterkunft“
Trotz der unbestritten verbesserten Bedingungen gilt Tempelhof bei der Senatssozialverwaltung als „prekäre Unterkunft“ – ebenso wie das ICC und die noch immer mit Flüchtlingen belegten acht Sporthallen in der Stadt. Die Sporthallen will Senatorin Elke Breitenbach (Linke) als erstes leergezogen haben. Dort sei das Leben nicht nur besonders bedrückend, sondern sogar gefährlich, heißt es aus der Sozialverwaltung. Tatsächlich gibt es regelmäßig Meldungen von Spannungen von dort. Deswegen haben die Hallen Dringlichkeit, „noch im März“, so die Ansage der Senatorin, sollen die Menschen unter würdigeren Umständen untergebracht und alle Hallen wieder frei werden.
Aus dieser Prioritätensetzung ergibt sich, dass Tempelhof und das ICC erst danach leergezogen werden. Von „im Sommer“ ist die Rede, genauere Angaben gibt es nicht.
Während in den Hangars also noch gewohnt wird, haben auf dem Flughafenvorfeld Bauarbeiten für die Errichtung von Containern begonnen, sogenannten Tempohomes, in die die Menschen aus der Unterkunft später ziehen sollen.