Flughafen BER: Mehdorns magere Zwischenbilanz

Es wäre aber auch zu schön gewesen. Noch vor einigen Wochen hieß es unter anderem in dieser Zeitung, dass sich ein Zeitplan für die Fertigstellung des Großflughafens BER abzeichne. Am 1. Juli sollte der Testbetrieb an der Nordpier beginnen. Ende des Jahres dann sollten die Arbeiten am übrigen Terminal beendet sein, auf dass der Genehmigungsprozess und die Testläufe beginnen können.

Womöglich hätte 2015 die Eröffnung stattfinden können. Jetzt, nachdem Flughafenchef Hartmut Mehdorn den Testbetrieb abgesagt hat, macht sich Ernüchterung breit. „Wir hatten einen Zeitplan. Jetzt ist da nichts mehr“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Oliver Friederici, der Berliner Zeitung. Er rechne jedenfalls nicht damit, dass der Flughafen 2015 in Betrieb gehen kann.

Knapp ein Jahr ist es her, dass Mehdorn als Geschäftsführer der Flughafengesellschaft angetreten ist. Eigentlich sollte er die Arbeiten am Flughafen beschleunigen. Umso dringlicher stellt sich nun die Frage: Was hat er eigentlich erreicht?

Tatsächlich konnte Mehdorn einzelne Erfolge verbuchen. Immerhin hatte die Flughafengesellschaft im Januar eine Betriebsgenehmigung für die Nordpier beim zuständigen Landkreis Dahme-Spreewald beantragt. Bis März sollte die Prüfung der Unterlagen abgeschlossen sein, hatte Landrat Stephan Loge seinerzeit mitgeteilt. Ob die Unterlagen mangelhaft waren, oder Mehdorn sein Vorhaben aus anderen Gründen abbrach, ist bislang unklar.

Die Arbeiten am Terminal laufen ebenfalls weiter. Mit der hochkomplexen Brandschutzanlage ist seit dem vorigen Herbst die Firma Siemens betraut. Schließlich hat Mehdorn einen Missstand erkannt: dass es nämlich ein Fehler des mittlerweile ehemaligen Technik-Vorstands Horst Amann war, das frühere Planungsteam von seinen Aufgaben zu entbinden.

Allerdings kann man dem Flughafenchef auch nicht attestieren, dass er klare Strukturen geschaffen hätte. Er entledigte sich Amanns, holte frühere Mitarbeiter zurück. Amanns Nachfolgerin jedoch schickte er nach wenigen Monaten in die Wüste. Ihr Nachfolger Frank Röbbelen muss sich nun in die Mammutbaustelle BER erst einarbeiten, was lange dauern dürfte.

Größte Unwägbarkeit bleibt die Entrauchungsanlage

Vor welchen Problemen die Planer genau stehen, ist nach wie vor nicht öffentlich bekannt. Zwar wurde im vorigen Jahr eine detaillierte Mängelliste erstellt, die viele tausend Punkte enthalten soll. Sie ist aber unter Verschluss. Einzelne Punkte sind bekannt, es geht etwa um Fluchtwege und um Sicherheitstechnik. Doch die größte Unwägbarkeit bleibt die Entrauchungsanlage, betont Martin Delius von der Piratenpartei, Vorsitzender des BER-Untersuchungsausschusses . Man könne das ganze Gebäude überhaupt nicht denken, ohne diesen Aspekt zu berücksichtigen.

Und noch ein altes Thema könnte für neue Verwicklungen sorgen: der Lärmschutz. Im Juli will die Flughafengesellschaft mit der Sanierung der Südbahn des Flughafens Schönefeld beginnen, der künftigen BER-Nordbahn. Drei Monate lang sollen die Flugzeuge die bereits fertiggestellte BER-Südbahn ansteuern. Dann jedoch ändern sich auch die Flugrouten, und 4 300 Haushalte haben Anspruch auf Lärmschutz. Brandenburgs Landesregierung beharrt kurz vor der Landtagswahl offenbar darauf, dass die entsprechenden Maßnahmen umgesetzt werden, ehe das erste Flugzeug von der Südbahn startet. „Der Planfeststellungsbeschluss muss eingehalten werden“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Freitag. Bis Juli dürfte das jedoch kaum umzusetzen sein. Es drohen also weitere Verzögerungen.

Möglicherweise legt Hartmut Mehdorn ja im April dar, wie er seinem Auftrag gerecht werden will, den Flughafen fertig zu bauen. Er wird zwei Gelegenheiten dazu haben. Zum einen tagt der Aufsichtsrat, zum anderen hat ihn der Bauausschuss des Abgeordnetenhauses eingeladen. „Er muss dann einen Plan vorlegen“, fordert Oliver Friederici von der CDU.