Flughafen Berlin-Brandenburg: Luftballon aus Bernburg weiht Flughafen BER ein

Bernburg - Es ist eine Sensation, mit der sogar die kühnsten Optimisten erst in ein paar Jahren gerechnet hätten. Doch ausgerechnet einem fünfjährigen Jungen aus Bernburg in Sachsen-Anhalts ist es nun gelungen, dass sich der jungfräuliche Flughafen Berlin-Brandenburg, kurz BER, der als nie enden wollende Großbaustelle verschrien ist, über seine erste Landung auf dem Rollfeld freuen kann - und vor allem über seine erste Abfertigung. Gut, Passagiere haben zwar noch nicht in das Flugobjekt, kaum größer als ein Fußball, gepasst. Dafür klappte aber die Landung problemlos. Mitten auf dem Rollfeld kam der blaue Ballon von Kindergartenkind Jonas Karambadzakis an. Ohne Zwischenfälle. Und das hat das Kindergartenkind aus der Saalestadt seit kurzem sogar schriftlich.

Denn ein Flughafenmitarbeiter sendete ihm nach der Landung des Ballons, an dem eine Karte mit Adresse der Kindereinrichtung baumelte, einen Gruß aus der Bundeshauptstadt zurück mit den Worten: „Dein Ballon hat eine beachtliche Entfernung zurückgelegt, um genau hier als erstes Flugobjekt zu landen.“

155 Kilometer langer Flug

Der Brief mit der schier unglaublichen Nachricht steckte wenige Tage später plötzlich in Jonas’ Fach im Kindergarten. „Er hat sich natürlich über die Antwort riesig gefreut“, sagt Mutter Navina Karambadzakis. Zumal ihr Sohn gar nicht gemeinsam mit den anderen rund 500 Kindern der Stadt seinen Ballon zum Stadtfest auf dem Karlsplatz in den Himmel steigen ließ. „Wir haben ihn aus zeitlichen Gründen mit nach Hause genommen und ihn im Garten abgeschickt“, erzählt die 36-Jährige.

Offenbar waren da die Windverhältnisse aber so optimal, dass Jonas’ Luftballon nach seinem rund 155 Kilometer langen Flug durch Sachsen-Anhalt und Brandenburg eine echte Punktladung hinlegte. Wenngleich ihn Airport-Mitarbeiter Ralf Schulz etwas lädiert auf dem Rollfeld vorfand. „Wir haben an dem Vormittag gerade eine Messfahrt über die Landebahn gemacht, um die Technik zu überprüfen. Dann sah ich den zerfetzten Ballon mit der Karte liegen und nahm ihn mit“, erzählt der 50-Jährige.

Seit einem Jahr ist Schulz am neuen Flughafen beschäftigt. Aber solch einen Fund dieser oder ähnlicher Art hat es dort noch nicht gegeben. Auch wenn er den kleinen Jonas in seiner Antwort ein bisschen anflunkern musste. „Es ist nicht ganz das erste Flugobjekt gewesen. Schon im Mai haben die ersten Flieger vom Flughafen Berlin Schönefeld die Südbahn genutzt. Es ist aber das erste Flugobjekt, das dort ,abgefertigt’ wurde“, versichert Schulz, der sich gerührt von Jonas’ Gruß aus Bernburg gleich in seiner Wohnung in Berlin hinsetzte und den Antwortbrief verfasste.

Idee von Kathrin Schröder aus Bernburg

Ausgedacht hat sich die Luftballonaktion übrigens die zweifache Mutter Kathrin Schröder aus Bernburg. „Überall in der Welt sind Krisen und Kriege. Ich habe mich gefragt, ob überhaupt alle Kinder wissen, was Frieden bedeutet“, erzählt die 37-Jährige, wie sie auf die Friedenstauben kam, die die Kinder ausmalen und mit einem Ballon in den Himmel steigen lassen sollten. Von der Idee war die Stadt Bernburg so begeistert, dass sie gleich ins Stadtfest-Programm aufgenommen wurde. Inzwischen haben aber auch andere Kartenfinder auf die Grüße der Jungen und Mädchen geantwortet. Die weiteste Strecke legte ein Ballon ins 168 Kilometer entfernte Bad Saarow zurück.

Die Karte vom Flughafen ist mittlerweile eine von 19, die den Weg zurück nach Bernburg gefunden haben. „Ich hoffe, dass bis zur großen Auswertung im September noch ein paar Antworten dazu kommen“, sagt Schröder. Ballonpilot Jonas Karambadzakis wird seinen Brief als Andenken gut aufbewahren. Denn er weiß genau, dass die Reise seines Flugobjekts etwas ganz Besonderes war. Schließlich kennt der Fünfjährige die Strecke nach Berlin, in der eine Tante der Familie wohnt. Nur eins hat er sich dort noch nicht angeschaut: den neuen Flughafen. Vielleicht kommt er nach der Eröffnung einmal in den Genuss, vielleicht sogar erstmals als Passagier. Denn obwohl sein Ballon perfekt zum Flughafen flog, saß das Kita-Kind bisher noch nie selbst in einem Flieger.