Flughafen-Chef: Start ins Ungewisse

Für seine Verhältnisse trug Matthias Platzeck ziemlich dick auf, als er im Januar zum Flughafen Berlin Brandenburg (BER) befragt wurde. „Entweder dieses Ding fliegt, oder ich fliege“, sagte Platzeck selbstbewusst. Da hatte er gerade angekündigt, dass er von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (ebenfalls SPD) am 16. Januar eines der heikelsten öffentlichen Ämter der Region übernimmt: das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, kurz FBB. Genau sieben Monate später, am 16. August, will sich Platzeck auch dort verabschieden. Er macht den Abflug, aber „das Ding“ fliegt immer noch nicht. Und noch ist unklar, wer neuer Chef des Flughafen-Aufsichtsrates wird.

Noch im Januar irritierte Platzeck mit der Ankündigung, dass er sich für eine längere Nachtruhe am BER einsetzen will. Dieses Versprechen des Brandenburger Politikers Platzeck kollidierte mit der Pflicht des Aufsichtsrats Platzeck, sich um das Wohl des Unternehmens zu kümmern – das durch ein verschärftes Nachtflugverbot in seiner Entwicklung stark gehemmt würde.

Anfang März erlebte der neue Aufsichtsratsvorsitzende den ersten großen Rückschlag: Der frühere Frankfurter Flughafenchef Wilhelm Bender, den Platzeck gern als Geschäftsführer oder Berater geholt hätte, sagte ab. Nicht nur, weil Details schon früh in den Zeitungen standen, sondern auch, weil sich die Berliner übergangen fühlten.

Ein anderer Coup gelang Platzeck dagegen. Mitte März gewann er Hartmut Mehdorn für den neuen Posten des Vorsitzenden der Flughafen-Geschäftsführung. Zu Platzecks Leidwesen eröffnete Mehdorn allerdings gleich mehrere Nebenkriegsschauplätze – zum Beispiel mit der Forderung, Tegel länger offen zu halten. Wann der BER endlich ans Netz geht, will er dagegen erst am 25. Oktober mitteilen. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates wird Platzeck das nicht mehr auskosten können. Die Frage ist: wer stattdessen?

„Er hat es besser gemacht“

So viel steht fest: Der neue Chef des Gremiums muss aus dessen Mitte kommen. Am Montag hieß es, dass Woidke nicht einmal einen Sitz im Flughafen-Aufsichtsrat haben will. Für den BER hat sich der Innenminister bislang nicht interessiert – abgesehen von der dortigen Abschiebeeinrichtung, die in sein jetziges Ressort fällt. Dagegen haben Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov und Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (beide Linke), die dem Aufsichtsrat angehören, bereits Profil entwickelt.

Oder lieber ein Berliner? In Berliner SPD-Kreisen hält man es für unwahrscheinlich, dass Klaus Wowereit noch einmal Aufsichtsratschef wird. „Er hat sein Amt ja auch deshalb abgegeben, weil er in der Kritik stand und das Projekt BER in ein ruhigeres Fahrwasser bringen wollte.“ Dass ein Vertreter des Bundes Platzecks Posten übernimmt, hält der Berliner SPD-Politiker Ole Kreins für unwahrscheinlich: „Beim Bund hat man manchmal den Eindruck, dass er den Flughafen nicht will.“

Andreas Otto (Grüne) forderte, nun endlich den Aufsichtsrat umzubesetzen: weniger Politiker, mehr Fachleute. Er lobte Platzeck: „Er hat es besser gemacht als sein Vorgänger.“ Aufsichtsrat Holger Rößler von der Gewerkschaft Verdi sah das genauso. „Er hat sich reingekniet und integrativ gewirkt.“ Wer auch immer neuer Vorsitzender werde: „Dies ist ein Posten, auf dem man nicht mit Dankbarkeit rechnen kann.“