Flughafen in Schönefeld: Piste zu kurz, Entlüftung vergessen: neue Pannen am BER
Für all jene, die sich über immer neue Pannen am BER wundern, hat Karsten Mühlenfeld einen Tipp parat. „Es hilft nicht wirklich weiter, über die Vergangenheit nachzudenken. Wir müssen es jetzt richtig machen“, sagt der Flughafen-Chef. Er nahm Stellung zu einem weiteren Versäumnis am neuen Flughafen, mit dem sich sein Team nun befassen muss – und das den BER-Zeitplan mit einer Verzögerung belastet.
Es geht um die beiden Anlieferhöfe rechts und links vom zentralen Fluggastterminal des BER in Schönefeld. Sie befinden sich im zweiten Untergeschoss. Vor Kurzem wurde bekannt, dass es dort ein Problem gibt. Nun erklärte Mühlenfeld im BER-Sonderausschuss des Landtags von Brandenburg, worin es besteht.
Kabeltrassen noch nicht saniert
Die Höfe sollten ursprünglich keine Decken bekommen. „Sie waren offen geplant“, sagte der Flughafenchef. Doch dann entschied die FBB, die Anlieferhöfe zu deckeln und darauf zwei Pavillons zur Abfertigung von Fluggästen zu bauen. Dies sei nötig geworden, weil Verkehrsprognosen korrigiert wurden. Bei dem Umbau sei ein wichtiges Thema vergessen worden: der Brandschutz. „Die Frischluftzuführung muss weiter nach außen gezogen werden. Das haben wir übersehen. Und das muss jetzt geändert werden.“ Über die Kosten wurde nichts bekannt.
Die Folge: Der Antrag, mit dem der Flughafen beim Bauordnungsamt einen Nachtrag zur Baugenehmigung bekommen will, werde sich etwas verspäten. Doch Mühlenfeld ist sich sicher, dass dies den Gesamt-Zeitplan für den Hauptstadtflughafen nicht betrifft. „Dass wir bis März 2016 fertig werden, ist machbar“, so der BER-Chef. Dann folgen Testläufe und Abnahmen, damit im zweiten Halbjahr 2017 die ersten Flugzeuge starten können.
Auch in anderen „untergeordneten Bereichen“ gebe es Verzögerungen. „Ich hoffe aber, dass wir sie aufholen können“, sagte Mühlenfeld. So sollten die falsch bestückten und überbelegten Kabeltrassen bereits in Ordnung gebracht sein, doch 16 Prozent der Arbeiten stünden noch aus. „Das tut uns nicht sonderlich weh. Bis Spätsommer schaffen wir es.“ Bei den wesentlichen Meilensteinen sei das Projekt im Plan.
Eine weitere BER-Panne sorgt ebenfalls für Diskussionen. Wie berichtet, wird der Taxiway C, ein Rollweg für Flugzeuge, nach Osten verlängert – weil er inzwischen als zu kurz eingeschätzt worden ist. Unter den früheren Flughafenchefs Rainer Schwarz und Manfred Körtgen war diese Piste sehr knapp ausgelegt worden. Seitdem der Staat nach dem Stopp der Privatisierungsbemühungen 2003 das Flughafenprojekt übernommen hatte, galt die Devise: besonders sparsam planen!
Hangars stehen im Weg
Nun kam heraus, dass beim Taxiway C nicht nur die Baukosten das Budget belasten: Wartungshangars von Bombardier und Lufthansa stehen im Weg und müssen verlagert werden. Es geht um 30 Millionen Euro. Die CDU sprach am Dienstag von Fehlplanung. Die Grünen reagierten mit Sarkasmus: Bau und Abriss hätten am BER schon Tradition.
Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider entgegnete: „Es geht um 700 qualifizierte Arbeitsplätze“ – die nicht gefährdet werden sollen. „Die Investition wird über lange Sicht durch Gebühren wieder hereingeholt.“ Unterm Strich würden die Aufwendungen für den BER nicht steigen, teilte die FBB mit. „Die Kosten für dieses Detailthema sind in den Baukosten von 5,34 Milliarden Euro berücksichtigt.“
Gespart wurde am BER noch an anderen Stellen. So wurde auf Tunnel, die Passagiere zu den auf dem Vorfeld möglichen zusätzlichen Terminalbauten leiten könnten, verzichtet. Sogar mit kurzen Verbindungen, die es Flugzeugen auf der Südbahn erleichtern würden, um die Ecke zu fahren, wurde geknausert. Auch hier seien Nacharbeiten nötig, hieß es. Billig kann manchmal teuer werden. (mit dpa)