Flughafen-Skandal: Schwerer Fehler verzögerte den BER-Bau

Berlin - Das sagte er der Berliner Zeitung. Ein „folgenschwerer Fehler“ habe dazu geführt, dass die Region ein Jahr länger auf den Flughafen warten muss. Damit nicht genug: Der Bau habe sich auch noch verteuert.

Leinemann, Seniorpartner einer großen Sozietät im Bau- und Vergaberecht an fünf Standorten mit 63 Anwälten, wählte klare Worte. Mit der erneuten Verschiebung der Flughafen-Eröffnung falle den Verantwortlichen eine „von Anfang an unglaubwürdige Story auf die Füße“, so der Jurist. Die Flughafengesellschaft habe „eine Illusion verkauft. Sie wollte ein Projekt mit der Hälfte des Budgets und in kürzerer Zeit bauen als alle anderen zuvor.“ Inzwischen geht Air Berlin wie berichtet davon aus, dass der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) erst Anfang November 2012 öffnet – das wäre ein Jahr nach dem anfangs geplanten Termin Ende Oktober 2011.

Welchen Fehler haben die Flughafengesellschaft und die Politiker gemacht? „Sie haben die bereits abgeschlossene Generalunternehmer-Ausschreibung für das Terminal 2007 aufgehoben“, erklärte Leinemann. Begründung: Die eingereichten Angebote seien zu teuer – die Firmen bezifferten die Kosten auf eine Milliarde Euro. Dabei sah das Budget nur 650 Millionen Euro für das Abfertigungsgebäude vor.

Am Ende fast doppelt so teuer wie geplant

Folge waren mehrere Fehlentscheidungen, kritisierte der Anwalt. Er beriet damals den Baukonzern Hochtief, der gegen die Aufhebung der Ausschreibung vor Gericht zog (ohne Erfolg). So beschlossen die Flughafenplaner, das Terminal nicht von einem einzigen Unternehmen bauen zu lassen – stattdessen teilten sie das Großprojekt in einzelne Gewerke auf. Außerdem übernahmen sie die Ausführungsplanung, die sonst der Generalunternehmer erstellt hätte, in die eigene Verantwortung. Anfang 2008 vergaben sie überstürzt für 25 Millionen Euro Planungsaufträge, damit im Sommer überhaupt irgendwelche Leistungen ausgeschrieben werden konnten. Erst Anfang 2009 waren die wesentlichen terminkritischen Leistungen vergeben. Leinemann: „Damals hätte ein Generalunternehmer ein Jahr Vorsprung gehabt.“ Dieses Jahr wurde „verschenkt“ und habe gefehlt – weshalb absehbar war, dass sich der zuletzt avisierte Eröffnungstermin 3. Juni ebenfalls nicht halten ließ.

Inzwischen sei auch das Kostenrisiko Wirklichkeit geworden, so der Baurechts-Experte. 2007 fragten sich Fachleute, ob ein so großes Terminal für 650 Millionen Euro zu haben sei. Das etwa gleich große Terminal 2 in München kostete mehr als 1,2 Milliarden Euro. „Damals rieb sich die Fachwelt die Augen, dass die Berliner ein vergleichbares Gebäude für den halben Preis bauen wollten.“ Heute sei klar, dass das BER-Terminal eine Milliarde Euro kosten wird – so viel, wie von den abgelehnten Anbietern errechnet.