Flughafen Tegel: Das Problem mit den Wildpinklern
Berlin - Für die vielen Flugzeuge gibt es kaum noch Platz, Passagiere müssen lange auf ihr Gepäck warten. Jetzt hat der Flughafen Tegel noch ein Problem: Wildpinkler, von denen die meisten mit dem Mercedes kommen. Es handelt sich um Taxichauffeure, die auf das Signal zum Vorfahren warten. Sie benutzen den benachbarten Parkplatz und andere Stellen als „Freilufttoilette“, klagt die Flughafengesellschaft in einem Brief an die Berliner Taxiverbände.
In dem Schreiben, das nun bekannt geworden ist, kommt sie auf unappetitliche Details zu sprechen: Von Verschmutzung und Geruchsbelästigung ist die Rede, und davon, dass einige Taxifahrer sogar gegen geparkte Autos urinierten. Darauf angesprochen, hätten sich einige nicht nur sehr uneinsichtig gezeigt, sondern auch mit Beschimpfungen und Drohungen reagiert.
Fragwürdige Visitenkarte
Wildpinkler am Metropolenairport: keine Werbung für eine Stadt, die mit ihren Flughafenproblemen ohnehin Hohn und Spott ausgesetzt ist. Und eine unangenehme Erfahrung für all jene Fluggäste, die nach der Rückkehr einen strengen Geruch an ihrem Auto feststellen.
„Es ist nicht in unserem Interesse, dass einige wenige Taxifahrer eine solche Visitenkarte abgeben“, sagt Flughafensprecher Lars Wagner. Er bestätigt den Brief, der in der Zeitschrift „Taxi Vorfahrt“zu lesen ist. „Es kann nicht sein, dass wir 20 Millionen Euro investieren, um den Flughafen zu ertüchtigen – und dann passieren solche Dinge vor der Tür.“ Am Taxi-Nachrückplatz gebe es Toiletten, und in den Terminals stünden weitere zur Verfügung.
In der Tat. Doch der 1,05 Millionen Euro teure Warteplatz, mit dem die Flughafengesellschaft den Andrang kanalisieren will, ist groß. 260 Autos können dort stehen, die Wege sind weit. Da liegt es nahe, sich im Fall der Fälle nebenan ins Gebüsch zu schlagen, in dem durch längere Nutzung Nischen entstanden sind, oder den Parkplatz dahinter anzusteuern. Die vermeintliche Zeitnot spiegelt die angespannte Stimmung, die in der Tegeler Taxiszene herrscht – und in der Taxibranche generell.
Hoher Druck in der Branche
Meist warten die Fahrer lange. Doch es kommt immer mal wieder vor, dass mehrere hundert Menschen plötzlich ein Taxi brauchen. Viele Taxler können es sich nicht leisten, einen solchen Glücksfall zu verpassen. Normalerweise sind die Verdienstchancen für sie schlecht – und die Konkurrenz nimmt zu. Im Mai waren in Berlin 7553 Taxikonzessionen vergeben, 302 mehr als ein Jahr zuvor. Der Senat sagt, dass er aus Rechtsgründen nichts gegen den Anstieg unternehmen kann. Er lehnte auch den Wunsch der Branche ab, nach über vier Jahren Stabilität die Tarife deutlich zu erhöhen.
„Inzwischen stellen wir wieder vermehrt fest, dass bei Fahrten ab Tegel überhöhte Preise verlangt und Fahrgäste abgezockt werden“, sagt Uwe Gawehn, Erster Vorsitzender der Innung des Berliner Taxigewerbes. Der Druck in der Branche sei groß. Wildpinkeln rechtfertige aber das nicht: „Es ist unglaublich, wie sich manche Fahrer benehmen.“