Flughafen Tegel: Das weichgespülte Nachtflugverbot
Die Anwohner des Berliner Flughafens Tegel mussten nach der geplatzten Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens auch in diesem Jahr Hunderte Nachtflüge ertragen. Trotz des Flugverbots zwischen 23 Uhr und 6 Uhr gab es in dieser Zeit bis Mitte November mehr als 1200 Starts und Landungen, wie der Senat der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. Das entspricht pro Nacht knapp vier Flügen.
Gut jeder zweite dieser Flüge entfiel auf Post, Ambulanz, Militär oder Polizei, die von dem Verbot ausgenommen sind. Die übrigen Starts und Landungen müssen von der Luftaufsicht am Flughafen oder von der Oberen Luftfahrtbehörde genehmigt werden. „Wir sehen unsere Praxis bei der Zulassung von Ausnahmegenehmigungen von den Nachtflugbeschränkungen als ausreichend restriktiv an“, betonte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
Die meisten Nachtflüge von 23 Uhr bis Mitternacht
Der Flughafen am Rande der Innenstadt arbeitet seit Jahren an der Belastungsgrenze. Bis Ende November stieg die Zahl der Starts und Landungen in diesem Jahr nach Betreiberangaben um 1,8 Prozent auf rund 162.000. Die Zahl der Passagiere steigt seit Jahren deutlich stärker, was die Fluggesellschaften aber zum Teil dadurch auffangen, dass sie größere Maschinen mit mehr Plätzen einsetzen.
Die meisten Nachtflüge gab es in der Zeit von 23 Uhr bis Mitternacht. In dieser Stunde zählt die Statistik allein 559 Starts und Landungen, die nicht von der Ausnahmeregel gedeckt sind. In der Stunde vor Einsetzen des Flugverbots um 23 Uhr waren es allerdings fast zehnmal so viele Starts und Landungen - 5547.
Verspätungen nach 23 Uhr genehmigt nach Senatsangaben die Luftaufsicht am Flughafen Tegel, nach 23 Uhr muss zudem die Oberste Luftfahrtbehörde zustimmen. Anwohner wie die Bürgerinitiative „Tegel endlich schließen“ kritisieren seit langem die Ausnahmen vom Nachtflugverbot. Die Gesundheit zahlreicher Berliner in Spandau, Reinickendorf und Pankow werde aufs Spiel gesetzt, kritisiert sie. (dpa)