Flughafenplanung: Mehdorn fliegt noch immer auf Tegel

Berlin - Der neue Chef der Berliner Flughäfen, Hartmut Mehdorn, lässt nicht locker. Er will den Flughafen Tegel länger als bislang vorgesehen in Betrieb lassen – ungeachtet aller Widerstände. Bis 2018 sollten dort Flugzeuge starten und landen können, sagte Mehdorn am Mittwoch vor dem Sonderausschuss BER des Brandenburger Landtags. Seine Botschaft war unmissverständlich: Die Regel, wonach Tegel spätestens sechs Monate nach der Inbetriebnahme der beiden BER-Startbahnen zu schließen ist, müsse weg.

Eigentlich wollte Mehdorn, der erst kürzlich mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) beim Thema Tegel aneinandergeraten war, nichts mehr dazu mitteilen. „Dieses Thema wird nur dogmatisch diskutiert, mit Totschlagargumenten“, klagte er. „Ich habe beschlossen, erst mal nichts mehr dazu zu sagen, weil mir keiner zuhört.“ Er tat es aber trotzdem.

Am Nordpier soll geübt werden

Es gebe viele gute Gründe, Tegel länger offenzuhalten. So wäre es zu risikoreich, wie zuletzt geplant in einer Nacht in Tegel und Schönefeld (alt) den Betrieb komplett einzustellen und am Morgen den BER auf einen Schlag zu eröffnen. „Es ist klug und weise, wenn wir die Treppe schrittweise hochgehen als gleich in die erste Etage zu springen“, mahnte Mehdorn. Am BER seien viele Bereiche fertig, etwa der Nordpier. „Warum sollen wir die nicht schon in Betrieb nehmen und dort üben?“

Noch ein Argument: Die künftige nördliche Start- und Landebahn des BER soll nun erst 2017 und 2018 saniert und mit Sicherheitsstreifen versehen werden. Vorher müssten sich die Flughafenleute auf die BER-Eröffnung konzentrieren, und die nötigen 100 Millionen Euro stünden bis dahin nicht zur Verfügung. Um Zeit und Kosten zu sparen, soll die Nordbahn nicht in den Nächten erneuert, sondern durchgehend neun Monate gesperrt werden. Wäre Tegel dann nicht mehr offen, gäbe es in der Region nur noch eine Start- und Landebahn, die BER-Südbahn. Das reiche nicht, findet Mehdorn. Darum müsse Tegel offen bleiben.

Die Ex-Chefs sollen haften

Die versammelten Politiker hatten wenig entgegen zu setzen. Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linkspartei) erwiderte nur: „Der Beschluss ist: Tegel macht zu. Da kann Herr Mehdorn dreimal sagen, es leuchtet ihm nicht ein.“ Doch eine Debatte gab es nicht. Fragen der Grünen wurden abgebügelt. Man warte auf das Konzept zur Inbetriebnahme, das Mehdorn im Herbst vorlegen will – inklusive eines Eröffnungstermins für den BER.

Markov teilte mit, dass auf die abgesetzten Flughafen-Geschäftsführer Rainer Schwarz und Manfred Körtgen möglicherweise Schadenersatzforderungen zukämen. Haftungsansprüche könnten nicht ausgeschlossen werden, berichtete er. Das vom Aufsichtsrat beauftragte Gutachten soll in Kürze vorliegen.

Berichten zufolge will die Flughafengesellschaft beim Land eine Absenkung des Lärmschutzstandards beantragen. „Das wäre der falsche Weg“, so SPD-Fraktionschef Ralf Holzschuher. „Bei diesem Thema muss es endlich Ruhe geben“ – im Interesse der Anwohner.