Forsa-Umfrage: Mehrheit der Deutschen will Bauakademie mit historischen Fassaden
Der Wiederaufbau von Schinkels innovativer Bauakademie ist beschlossen. Ein Bürgerverein ließ repräsentativ fragen: Nur wenige wollen eine moderne Fassade.

Der Wiederaufbau der Berliner Bauakademie mit ihrer historischen Fassade wird von einer deutlichen Mehrheit der Bundesbürger befürwortet. Aus einer vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführten bundesweiten Umfrage ging jetzt hervor, dass 67 Prozent der Befragten beim geplanten Wiederaufbau des Bauakademiegebäudes befürworten würden, dass die Fassade nach historischem Vorbild wiederhergestellt wird. 19 Prozent würden eine moderne Fassade bevorzugen, 14 Prozent haben hierzu keine eindeutige Meinung.
Die repräsentative Umfrage hatte der Verein Stadtbild e. V. in Kooperation mit dem Förderverein Bauakademie und der Gesellschaft Historisches Berlin in Auftrag gegeben. Aus einer Presseerklärung der Auftraggeber geht hervor, dass laut Umfrageergebnis Frauen noch etwas häufiger als Männer eine Rekonstruktion der historischen Fassaden wünschen. 73 Prozent der befragten Frauen stimmten für die historische, 15 Prozent für eine moderne Form. Die befragten Männer votierten zu 61 Prozent für die historische, mit 19 Prozent für eine moderne Variante. Es zeigte sich eine große Zustimmung in allen Altersgruppen ab 18 Jahre.
Die Bauakademie mit ihrer roten Ziegelsteinfassade gilt als herausragendes Werk des Architekten Karl Friedrich Schinkel. Sie wurde 1832 bis 1836 errichtet und gilt als früher Ursprungsbau der Moderne, was sie weit über eine bloß regionale Bedeutung heraushebt. Im Zweiten Weltkrieg brannte sie aus, die DDR begann den Wiederaufbau des architektonisch wertvollen Berliner Gebäudes. Dennoch wurde es 1962 abgerissen.
Im November 2016 beschloss der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags, die Bauakademie in Berlin-Mitte wiederzuerrichten, und stellte hierfür 62 Millionen Euro zur Verfügung. Am 11. November 2016 beschloss der Bundestag daraufhin, die Bauakademie wieder aufzubauen nach dem Motto „So viel Schinkel wie möglich“.
Architektenwettbewerb in Vorbereitung
Derzeit wird ein Architekturwettbewerb für die Bauakademie vorbereitet. Eine Expertenkommission soll hierfür die Grundsätze festlegen. Es soll ihr und den Wettbewerbsteilnehmern überlassen bleiben, ob dies ein zeitgenössischer Bau oder ein Gebäude mit rekonstruierten schinkelschen Fassaden werden soll.
Detaillierte Analysen der Forsa-Umfrage zeigten, so die Pressemitteilung, dass weder der Schulabschluss noch die Wohnortgröße der Befragten zu nennenswerten Unterschieden im Abstimmungsverhalten führten. Die Antworten der Bewohner von Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern lagen demnach genau im Durchschnitt aller Befragten. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass der Wiederaufbau der historischen Fassaden bundesweit auf große Zustimmung stößt.
Eine weitere Frage lautete, so teilt der beauftragende Verein Stadtbild mit, ob bei dem im Zuge der Wiedererrichtung des Bauakademiegebäudes geplanten Architekturwettbewerb die originalgetreue Wiederherstellung der Fassaden zur Vorgabe gemacht werden sollte. Hierauf antworteten 66 Prozent der Befragten, dass sie eine solche Vorgabe gut finden würden. Etwa ein Viertel der Befragten, also rund 24 Prozent, fände dies nicht gut, elf Prozent trauten sich hierzu kein Urteil zu. Auch hier geben Frauen mit 71 Prozent noch etwas häufiger als Männer (60 Prozent) an, dass sie eine solche Vorgabe gutheißen würden.
Für die Umfrage befragte Forsa vom 28. Juni bis 5. Juli 2022 insgesamt 1016 in Deutschland lebende Erwachsene. Den Befragten wurden zwei historische Abbildungen der Bauakademie gezeigt.