Aurel Mertz: „Berlin beraubt sich gerade selbst seiner Zukunft“

Unser Berlin-Fragebogen, diesmal mit Comedian Aurel Mertz, der befürchtet, dass sich bald nur noch reiche Menschen Berlin leisten können.

Lebt in Kreuzberg: Aurel Mertz
Lebt in Kreuzberg: Aurel MertzNti für die Berliner Zeitung am Wochenende

Berlin hat rund 3,7 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern? In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie lieber meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.

Diesmal hat der Comedian und Moderator Aurel Mertz unsere Fragen beantwortet. Viele kennen den 33-Jährigen, der mit zwei Katzen in Kreuzberg lebt, von seinen Social-Media-Kanälen: Bei Instagram hat er 230.000 Follower, auf Twitter folgen ihm mehr als 155.000 Menschen wegen seiner satirischen, gesellschaftskritischen und humorvollen Beiträge. Aber auch im Fernsehen und auf den Bühnen des Landes ist Aurel Mertz, der als Comedian beim digitalen Jugendangebot Funk den Öffentlich-Rechtlichen viele Zuschauer unter 30 eingebracht hat, regelmäßig zu sehen. Mit seiner Stand-up-Comedy-Tour „Flawless“ gastiert er am 9. Juni im Berliner Columbia-Theater.

1.           Herr Mertz, seit wann sind Sie schon in der Stadt?

Ich bin Ende 2012 nach dem Studium in Wien hergezogen.

2.           Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Überall dort, wo es gute Pizza oder gute Leute gibt.

3.           Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?

Ins Prinzenbad. Funktioniert so lala.

4.           Welche Ecken der Stadt meiden Sie?

All diese schrecklichen, seelenlosen und unbesuchten Shoppingmalls.

5.           Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?

Lasan am Kotti. Wahnsinnig leckeres kurdisches Essen und auch, wenn man sich vegan oder vegetarisch ernährt, wird man glücklich.

6.           Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?

Unsere vielen türkischen und asiatischen Mini- und Supermärkte. Mit den Produkten, die man sonst nicht im Supermarkt findet, kann man beim Essen und Kochen zu Hause ein ganz neues Level freispielen.

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Lenny Rothenberg
Zur Person
Aurel Mertz ist Comedian, Moderator, Podcaster („Alarma Pyjama“) und Schauspieler. Geboren und aufgewachsen in Stuttgart, zog er zum Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft nach Wien und Istanbul und letztlich nach Berlin.

2013 wurde er von Frank Elstner entdeckt und absolvierte dessen Masterclass. Während des Moderatorentrainings entwickelte Mertz die Late-Night-Show „Boomarama“, die von 2016 bis 2018 auf Tele5 zu sehen war. Seitdem arbeitet er unter anderem für Sender wie ProSieben und ZDFneo, erhält Engagements als Schauspieler, moderiert Awards und tourt als Stand-up-Comedian.

In den sozialen Medien sorgt der Sohn eines Grafikers und einer Künstlerin mit seinen Beiträgen immer wieder für Gesprächsstoff. Aktuell ist die dritte Staffel seiner Satireshow „Aurel Original“ in der ZDF-Mediathek zu sehen. Am 20. März macht sich Mertz zudem in der ARD-Doku-Serie „Wir können auch anders“ gemeinsam mit Anke Engelke, Bjarne Mädel, Axel Prahl und anderen auf die Suche nach guten Geschichten.

7.           Der beste Stadtteil Berlins ist … 

... Kreuzkölln. Ich liebe die entspannte Atmosphäre, in der man sein kann, wie man ist. Und dass man das Gefühl hat, man könnte nichts weiter kaputt machen. Das ist es auch, was mir an Deutschlands schickeren Städten manchmal missfällt. Es fühlt sich an, als müsse man sie mit Samthandschuhen anfassen und die Schuhe beim Betreten ausziehen.

8.           Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Die unendlich vielen Corporate-Bauprojekte, die absolut nichts dazu beitragen, den Wohnungsmangel in Berlin zu beheben.

9.           Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?

Es müssen bezahlbare Wohnungsangebote geschaffen werden. Es kann nicht sein, dass sich nur noch reiche Menschen Berlin leisten können. Die Stadt beraubt sich aktuell selbst ihrer Zukunft und ihrer Kreativität. Und ich sag mal, wir in Berlin lebenden Menschen könnten unseren Müll schon auch mal selbst bissle konsequenter wegräumen.

10.         Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

Komm her, bring leckere Brezeln aus Süddeutschland mit und sei nett zu den Leuten.

11.         Cooler als Berlin ist nur noch …

... das Meer. Ich liebe es hier so sehr, dass ich mich manchmal frage, was mit mir nicht stimmt, dass ich mich ausgerechnet in Berlin verliebt habe, aber Strand und Meer, das wäre auch fein.