Christoph M. Ohrt: „Berlin ist für jüngere Menschen ein Muss“

Unser Berlin-Fragebogen, diesmal mit dem Schauspieler Christoph M. Ohrt, der seinen Kindern rät, nicht immer nur für ein paar Wochen in die Stadt zu kommen.

Der Schauspieler Christoph M. Ohrt
Der Schauspieler Christoph M. OhrtMiriam Knickriem

Berlin hat rund 3,7 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern?

In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie lieber meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.

Diesmal hat der Schauspieler Christoph M. Ohrt unsere Fragen beantwortet. Den 62-Jährigen kennt man aus unzähligen Film- und Fernsehproduktionen, etwa als Rechtsanwalt Felix Edel in der TV-Serie „Edel & Starck“ oder als Pferdezüchter Karl Leitner in der ARD-Reihe „Daheim in den Bergen“.

An diesem Wochenende gibt es ein Wiedersehen mit dem gebürtigen Hamburger, der schon lange an der Spree zu Hause ist. In der Rosamunde-Pilcher-Verfilmung „Liebe ist die beste Therapie“ (Sonntag, 20.15 Uhr im ZDF) spielt Ohrt die Rolle des George Holston.

1.           Herr Ohrt, seit wann sind Sie schon in der Stadt?

In der Stadt bin ich schon seit 1982. Längere Aufenthalte in Paris, Los Angeles und Kleinmachnow haben aber immer wieder zu jahrelangen Unterbrechungen geführt. Ein wenig kennengelernt hatte ich Berlin bereits 1976, bei einer Klassenfahrt, während der ich ungefähr 200 Meter Luftlinie vom Schöneberger Rathaus entfernt in einer Jugendherberge wohnte. Inzwischen schaue ich von meinem Balkon, ebenfalls in Schöneberg, beim Abendessen und auch sonst in Richtung Turm des historisch so relevanten Rathauses: Die Sonne geht hinter ihm unter.

2.           Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Ohne jeden Zweifel der oben erwähnte Balkon. Der, es tut mir leid, nicht öffentlich zugänglich ist. Sehr weit oben an meinem Haus angebracht, sitze oder stehe ich auf ihm praktisch im Himmel, schaue in Richtung Steglitz, Charlottenburg, Wilmersdorf und Potsdamer Platz – und kann alles beobachten, was an Wetter auf- oder abzieht.

3.           Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?

Es zieht mich aufs Sofa. Da Entspannung für mich nur schwer im öffentlichen Raum herzustellen ist, stehe ich eher unter Spannung, wenn es hinausgeht in diese Hauptstadt, und freue mich, wenn ich wieder eine Tour auf dem Fahrrad unbeschadet hinter mich gebracht habe. Was natürlich entspannend ist, keine Frage. Also geht es doch!

4.           Welche Ecken der Stadt meiden Sie?

Ecken, die ich meiden würde, fallen mir nicht ein. Und es hat mir auch noch nie jemand, wie in anderen Großstädten, gesagt: „... in die Gegend besser nicht!“

5.           Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?

Mein Geheimtipp bleibt geheim, denn sonst bekomme ich in Zukunft bei dem hervorragenden französischen Restaurant in der Damaschkestraße 8 bald keine Reservierung mehr.

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ZDF/Jon Ailes
Zur Person
Christoph M. Ohrt wurde 1960 in Hamburg als Sohn einer Modezeichnerin und eines Schifffahrtskaufmanns geboren. In der Hansestadt und später in New York absolvierte er seine Schauspielausbildung. Bereits als Teenager stand er auf der Bühne, 1979 entdeckte ihn die Regisseurin Ilse Hofmann für die Rolle eines Hitlerjungen bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin im Film „Die Welt in jenem Sommer“. 
 
Fortan sah man Ohrt in weit über 100 Film- und Fernsehproduktionen, vom „Tatort“ über „Ein Fall für zwei“ bis hin zu „Auf Achse“. Auch in seiner zwischenzeitlichen Wahlheimat Los Angeles verzeichnete er Erfolge, spielte in der NBC-Serie „The Fifth Corner“ neben James Coburn und als Bösewicht in der Serie „Highlander“. Seine Rolle in der Komödie „Echte Kerle“ verschaffte dem Vater zweier Kinder 1996 einen deutschen Kinokassenschlager. Sein neuer Film (Foto) läutet das diesjährige „Rosamunde-Pilcher-Jubiläumsjahr“ ein: Seit mittlerweile 30 Jahren laufen im ZDF Pilcher-Verfilmungen.

6.           Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?

Da ich sehr ungern shoppe, und wenn dann nur zum Zeitvertreib während Dreharbeiten in anderen Städten (Socken, Unterwäsche), kann ich da leider nicht weiterhelfen.

7.           Der beste Stadtteil Berlins ist …

Für mich hat jeder Stadtteil sein Für und Wider. Außer natürlich der, in dem ich lebe. Sonst wäre ich ja in einem anderen.

8.           Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Die verordneten Verhaltensregeln und Hinweise auf den Straßen: noch mehr Schilder, noch mehr Ampeln, Zebrastreifen, Poller, Hütchen, Bauzäune, Pfeile in Gelb oder Weiß, Fahrradwege in Blassrot oder Grün, blaue oder rote Schilder, hier dieses tun, hier das nicht, hier sich begegnen, hier gehen, hier nur stehen, nicht rauchen/trinken/sitzen, denken – das tun wir für Sie! Ich fühle mich oft gefährdeter als vor diesen die Eigenverantwortung behindernden Maßnahmen.

9.           Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?

Siehe Frage 8. Aber dafür ist es wohl zu spät. Und es gibt ja glücklicherweise auch noch genug anderes, was Berlin großartig macht!

10.         Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

Meinen nun schon erwachsenen Kindern rate ich seit Jahren, doch nicht immer nur für ein paar Wochen oder Monate herzukommen, da es sich für mich immer schon so angefühlt hat, dass diese Stadt für die Jüngeren ein Muss ist. So wie für mich damals.

11.         Cooler als Berlin ist nur noch …

Oha, jetzt wird’s gefährlich. Aber ob die „coolste“, die „schönste“, die „hipste“ ist doch egal: Berlin ist einmalig, das reicht doch!