Frankfurter Allee in Friedrichshain: Radler bekommen eigenen Fahrstreifen

Autos und Lastwagen müssen Platz abgeben, damit Radfahrer sicherer vorankommen. In der Frankfurter Allee in Friedrichshain probt der Senat die Verkehrs-Revolution, die sich in den kommenden Jahren auf weitere Straßen ausbreiten soll. Jetzt haben die Vorbereitungen für die Platz-Umverteilung, die vor zwei Jahren begonnen haben, den Endspurt erreicht.

Und es gibt einen Termin, wann der neue Radfahrstreifen angelegt werden soll: „Wir gehen davon aus, dass er im Herbst 2018 eingerichtet wird“, teilte Sara Lühmann, Sprecherin des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg, auf Anfrage.

Das westliche Ende der Frankfurter Allee ist ein unwirtlicher Ort. In der Straßenschlucht sind pro Tag rund 52.000 Kraftfahrzeuge unterwegs – mehr als in der Leipziger Straße oder auf dem Tempelhofer Damm. Stop-and-go ist die Regel.

Kritik vom ADAC und von der CDU

Aus Auspuffen dringen gesundheitsschädlicher Feinstaub und giftige Stickoxide – mehr, als die Europäische Union erlaubt, wie Messungen belegen. Für Radfahrer ist die Frankfurter Allee eine Horrorstrecke. Der Radweg, der nach Osten auf dem Gehweg verläuft, ist häufig nicht einmal einen Meter breit. Immer wieder gibt es Konflikte mit Fußgängern.

Eine Umgestaltung soll die Situation ändern. Dabei geht es um die stadtauswärts führende Fahrbahn der Frankfurter Allee, stadteinwärts bleibt alles beim Alten. Der geplante Umbau bezieht sich auf das etwas mehr als ein Kilometer lange Teilstück von der Niederbarnimstraße zum U-Bahnhof Frankfurter Allee. Dort soll es für den Autoverkehr in Richtung Osten statt drei nur noch zwei Fahrstreifen geben. Dafür werden die Fahrspuren breiter: Statt 2,65 Meter werden es künftig drei Meter sein. „Damit profitieren auch die Autofahrer vom Umbau“, so ein Planer.

Doch die Hauptprofiteure sollen die Radfahrer sein. Für sie wird auf der Fahrbahn ein zwei Meter breiter Radfahrstreifen angelegt – dort, wo heute noch Kfz-Verkehr stattfindet, oft in Form von haltenden Lieferautos. Kunststoffpoller sollen ihn abtrennen, so der Bezirk. „Sie können hier aber nur teilweise gesetzt werden, da in bestimmten Abschnitten auf dem jetzigen Parkstreifen Lieferzonen für die anliegenden Geschäfte eingerichtet werden müssen. Lieferfahrzeuge müssen den Radstreifen queren können.“

Es werde nicht auf ganzer Länge ein geschützter Radweg entstehen. Die Planung ist fertig, sagte Lühmann. „Nach Abstimmung mit der bezirklichen Straßenverkehrsbehörde werden die Pläne bei der Verkehrslenkung Berlin eingereicht, mit der Bitte um Anordnung.“ Umsetzung und Fertigstellung sollen 2018 erfolgen – im Herbst.

„Diese Ausfallstraße ist einfach zu bedeutend“, warnte Jörg Becker vom ADAC. Die Radspur ließe sich anlegen, ohne Autos Platz wegzunehmen. Würde der grüne Mittelstreifen aufgehoben, könnte es bei drei Autofahrspuren stadtauswärts bleiben. Becker befürchtete, dass Lieferautos weiterhin auf der Fahrbahn halten werden. „Künftig bliebe aber nur noch ein Fahrstreifen übrig“, warnte er. Resultat: noch mehr Staus. „Dabei haben wir dort heute schon erhebliche Probleme mit Schadstoffen.“

Sicher zur East Side Gallery

„Der Umbau des gesamten Verkehrsraums für breitere Radwege und die Einbeziehung des sehr breiten Mittelstreifens wären ganzheitliche Lösungen“, sagte der CDU-Abgeordnete Christian Gräff aus Marzahn-Hellersdorf. „Ich denke, hier geht es zu Lasten des Pkw- und Lkw-Verkehrs um Schaufensterpolitik, unter der vor allem die Stadtrandbezirke leiden werden.“ Ohne den gleichzeitigen Ausbau des Nahverkehrs in die Außenbezirke wären die geplanten Einschränkungen „rein ideologisch und aktionistisch“.

Für Heinrich Strößenreuther vom Verein Changing Cities kommt der Umbau spät. „Warum dauert das so lange?“, fragte der Fahrrad-Lobbyist. Wenn Autofahrstreifen breiter werden, lade dies zum Rasen ein. Anders als im geplanten Berliner Mobilitätsgesetz vorgesehen, werde der Radweg nur zum Teil mit Pollern geschützt. Im Grundsatz wertete er das Projekt positiv: „Fußgängern bleiben Konflikte mit Radfahrern erspart.“

In der Hasenheide soll ebenfalls ein zwei Meter breiter geschützter Radstreifen entstehen, Bau und Eröffnung im September 2018, so der Bezirk. Auch in der Mühlenstraße ist eine solche Radspur geplant, auf der Südseite an der East Side Gallery. Für die Lichtenberger Straße zwischen Holzmarktstraße und Platz der Vereinten Nationen werde dies überlegt.