Frau (84) in Berlin-Prenzlauer Berg erschlagen: Angeklagter schweig zu Prozessbeginn

Maria M. war gerade dabei, sich das Abendessen zu bereiten. Sie wollte sich Nudeln aufwärmen, als es an jenem 2. Mai vergangenen Jahres gegen 18.30 Uhr an der Tür klingelte. Maria M. lebte allein in ihrer Zwei-Raum-Wohnung in der Wichertstraße in Prenzlauer Berg. Als die kleine zierliche Frau die Tür öffnete, war das ihr Todesurteil.

Seit Freitag muss sich der mutmaßliche Mörder der Seniorin vor einer Schwurgerichtskammer des Landgerichts verantworten. Bernard N. ist 24 Jahre alt, trägt Rasta-Zöpfe und eine hellgraue Kapuzenjacke. Die Staatsanwaltschaft wirft dem aus Kamerun stammenden Mann vor, Maria M. heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen ermordet zu haben. Ein zweiter Anklagepunkt lautet auf sexuelle Belästigung.

Er prügelte mit Einkaufstrolley auf Rentnerin ein

Am Morgen des Tattages soll Bernard N. zunächst in der Rettungsstelle des Vivantes Klinikums Friedrichshain eine Mitarbeiterin sexuell belästigt haben. Er habe, so formuliert es die Staatsanwältin in ihrer Anklage, von einer dort Angestellten mehrfach und laut stöhnend eine Massage verlangt, die Frau mit anzüglichen Blicken fixiert und angefasst.

In den Abendstunden soll der junge Mann „zunehmend frustriert über seine problematische Lebenssituation, unzufrieden und sexuell angespannt“ völlig willkürlich bei Maria M. geklingelt haben, so die Staatsanwältin. Nachdem die alte Dame die Tür geöffnet hatte, soll Bernard N. mit einem im Flur der Wohnung stehenden Einkaufstrolley auf Maria M. eingeprügelt haben.

Die Seniorin erlitt tödliche Verletzungen: Ihr Gesicht wurde zertrümmert, das Brustbein gebrochen. Sie erlitt ein Schädelhirntrauma, fast alle ihre Rippen waren gebrochen, diagnostiziert ein Gerichtsmediziner nach der Tat.

„Alles war voller Blut“

Bernard N. soll sich noch bis 5 Uhr morgens in der Wohnung seines Opfers aufgehalten, sich Wäsche von Maria M. angezogen und in ihrem Bett geschlafen haben. Wertgegenstände nahm er nicht mit.

Maria M. wurde erst am Abend des nächsten Tages gefunden – von ihrem Sohn. Er habe mehrfach versucht, seine Mutter telefonisch zu erreichen, berichtet der 56-Jährige vor Gericht. Zunächst habe er sich an jenem Tag noch keine Sorgen gemacht, weil seine Mutter auch kleinere Einkäufe erledigt habe und ab und an spazieren gegangen sei. Als er nach der Arbeit zu ihr gefahren sei, habe er schon Schlimmes vermutet, sagt der Software-Entwickler.

Er fand seine Mutter im Flur liegend. „Ich habe ihre Hand genommen, um den Puls zu spüren. Die Hand war kalt. Alles war voller Blut“, erinnert sich der Sohn. Ein Notarzt konnte nichts mehr für sie tun. Blut auf dem Boden und Blutspritzer an der Wand zeugten davon, dass Maria M. nicht einfach nur gestürzt sein konnte.

Zuvor im Maßregelvollzug

In den Fokus der Ermittler geriet der Angeklagte durch DNA-Spuren aus der Wohnung. Der genetische Fingerabdruck von Bernard N. war in der DNA-Datenbank gespeichert.

Der Angeklagte soll wegen sexueller Übergriffe und schwerer Diebstahlstaten vorbestraft sein, angeblich saß er seit September 2016 fast ununterbrochen in Haft oder im Maßregelvollzug, einer Klinik für psychisch kranke Straftäter.

Den Angaben zufolge verließ N. mit 15 Jahren sein Heimatland. 2012 kam er nach Belgien, stellte dort einen Asylantrag, der jedoch abgelehnt wurde. Daraufhin ging der Mann illegal nach Deutschland, beantragte in Brandenburg erneut Asyl. In Brandenburg wurde Bernard N. auch eine Woche nach der Tat von Zielfahndern gefasst: in einer Unterkunft für Wohnungslose. Zu den Vorwürfen schweigt er vor Gericht.