Friedrichshain-Kreuzberg: Monika Herrmann hat große Pläne vor dem Ende ihrer Amtszeit

Berlin - Das größte Projekt, das das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg für die eigene Verwaltung plant, wird die Chefin nicht mehr im Amt erleben. So viel ist sicher. Selbst wenn alles ideal läuft mit der Idee, dass sich der Bezirk ein eigenes Rathauses baut – Monika Hermann von den Grünen, die den Bezirk seit 2013 regiert, wird nicht mehr im Amt sein, wenn das Haus am Ostbahnhof tatsächlich etwa 2025 bezogen werden sollte. Denn Herrmann will 2021 nicht mehr kandidieren. „Ich hatte eine gute Zeit“, sagt sie, „eine aufregende Zeit und eine harte Zeit. Ich habe die Aufgabe wirklich gern gemacht. Aber nach 15 Jahren in Führungspositionen sollte Schluss sein“, sagt die 55-Jährige.

Eigentlich will sie am Dienstagmittag nicht so gern darüber reden, denn es gibt wichtigeres: Die Senatoren der rot-rot-grünen Regierung sind an die Frankfurter Allee gekommen, um mit dem Bezirksamt zu beraten, danach steht eine Tour durch den Bezirk an. Nach der Sitzung sagt der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), worüber geredet wurde. Es ging um die große soziale Frage dieser Zeit: um Wohnen und Stadtentwicklung, darum, wo und wie in einem dichtgebauten Innenstadtbezirk noch gebaut werden kann und wie gleichzeitig die Lebensqualität erhalten bleiben kann – also Parks und Freiräume.

Friedrichshain-Kreuzberg: Rigaer Straße, Görlitzer Park und Kottbuser Tor

Es ging auch um die weithin bekannten Kriminalitätsschwerpunkte des Bezirkes: die Rigaer Straße und die Konflikte mit Hausbesetzern sowie die Drogenumschlagplätze Görlitzer Park und Kottbuser Tor. „Und es ging um Themen wie saubere Stadt, Tourismuskonzept oder Obdachlosigkeit“, sagt Müller.

Alle Senatsmitglieder sind in Anzug erschienen oder dienstfein gekleidet, nur Herrmann nicht. Sie steht da in hellem Hemd und grüngemusterter Strickjacke und betont, dass ihr Bezirk der Vorreiter sein will, wenn es darum geht, Flächen intelligent zu nutzen. „Wir haben so wenig Platz, dass wir es uns überhaupt nicht mehr leisten können, Grundstücke nur noch solitär zu nutzen, also durch eine Einzelnutzung.“ Es soll Modelle geben, bei denen neben einer Bibliothek auch ein Kultur-, Bildungs- und Freizeitzentrum ist.

Friedrichshain-Kreuzberg: Neues Rathaus beim Ostbahnhof

Ein Beispiel ist das geplante neue Rathaus zwischen Ostbahnhof und dem ehemaligen Kaufhaus. In der Nähe wird ein Gymnasium gebaut, aber es ist kein Platz für die Sporthalle. Sie soll Teil des Rathausbaus werden. Das wäre eine berlinweit einmalige Kombination. Und genau das, betont auch Herrmann immer wieder, sei das Spezielle ihres Bezirkes.

Monika Herrmann, eine gebürtige Neuköllnerin und Tochter von CDU-Politikern, ist so etwas wie das, was Heinz Buschkowsky früher für die SPD war: Er war zu seiner Zeit der bekannteste Berliner Bezirksbürgermeister, nun ist es Herrmann, die immer wieder wegen ihrer liberalen Haltung zum Umgang mit Cannabis angegriffen wird – und sogar mit Morddrohungen leben muss.

Monika Herrmann will Platz für den politischen Nachwuchs machen

Monika Herrmann war seit 2006 Stadträtin und bekleidet seit 2013 das oberste Amt im Bezirk. Das schafften vor ihr nur zwei Grüne. Nun will sie aufhören, und ihre Beweggründe klingen geradezu mustergültig: 15 Jahre Chefin sein, sind genug, sie will Platz für den politischen Nachwuchs machen und vor der Rente noch mal etwas anderes angehen. Was es sein wird, wissen sie noch nicht. „Ich habe ja noch zwei Jahre Zeit, mir etwas zu überlegen. Aber eines ist ganz sicher: Keine Leitungsfunktion mehr.“ Sie wolle wieder rein fachlich arbeiten. Die studierte Politologin ist nicht nur die mächtigste Frau im Bezirk, sondern blieb auch eine Fachfrau – auch als Bürgermeisterin gab sie die Abteilung Familie und Gesundheit nie ab.

Sie lobt die Jugendarbeit ihres Bezirkes als bundesweit mustergültig. „Aber über Jugendarbeit spricht niemand“, sagt sie. „Wer in die Schlagzeilen will, der packt den Namen Monika Herrmann mit Drogen und Göritzer Park in einen Satz“, wirft sie ihren konservativen Kritikern vor.

Die wiederum werfen ihr vor, viel zu lasch gegen die Dealer etwa am Görli vorzugehen. Der Park ist einer der wichtigen Drogenorte der Stadt, den Bezirk und Polizei nicht in den Griff bekommen.

Görlitzer Park: „Es geht nicht nur um Polizeiarbeit, sondern auch um Sozialarbeit“

Herrmann machte Schlagzeilen, als sie sagte, dass sie dort nachts nicht spazieren gehe. Das klang für viele wie Kapitulation. Doch sie sieht es so: Unter CDU-Innensenator Frank Henkel gab es immer mal wieder Razzien dort. „Aber das waren nur Show-Einsätze, die nichts änderten. Ich habe nie die Polizisten kritisiert, sondern die Polizeiführung für Planung.“ Nun will sie mit Innensenator Andreas Geisel (SPD) eine berlinweit einmalige Kooperation von Bezirk und Senat eingehen. „Da geht es nicht um ein paar Drogendealer, die Cannabis verkaufen“, sagt sie. „Da geht es um Organisierte Kriminalität, um harte Drogen, um Waffen und Menschenhandel. Da muss man Druck machen, muss sie stören, nerven und die Orte unattraktiv machen. Aber nicht nur einmal, sondern ganz lange.“

Doch neben der Repression solle es eben auch Prävention und Aufklärung für die Süchtigen geben. „Es geht nicht nur um Polizeiarbeit, sondern auch um Sozialarbeit“, sagt sie. Und die Idee vom kontrollierten Verkauf von Cannabis hat sie auch noch nicht aufgegeben.