Die Verkehrswende in Berlin entfällt - zumindest auf den 500 Metern Friedrichstraße
Die 500 Meter lange Fußgängerzone ist wieder für den Verkehr freigegeben. Sie war ein Ärgernis. Woanders wäre Verkehrsberuhigung dringend nötig - aber bitte ohne hässliche Stadtmöbel!

Endlich! Die wichtigste Berliner Durchgangsstraße ist ab Juli wieder für den Verkehr freigegeben. Auf der Friedrichstraße dürfen zwischen Französischer und Leipziger Straße endlich wieder Autos fahren.
Die seit neuestem CDU-geführte Verkehrssenatsverwaltung brauchte keine vier Wochen dafür, die diesbezügliche Politik der grünen Vorgängersenatorin für null und nichtig zu erklären.
Und darum geht es natürlich in erster Linie. Dazu erst mal eine Zwischenfrage: Gibt es irgendjemanden, der oder die freiwillig auf der Friedrichstraße mit dem Auto fährt? Die Autorin erbittet nur ernst gemeinte Zuschriften.
Da wir aber in Berlin sind, ist das selbstverständlich noch nicht das Ende der Geschichte. Denn natürlich soll immer noch ein Konzept für die Straße erarbeitet werden. Beruhigend zu wissen, was das in Berlin in der Realität heißt: In den nächsten Wochen, Monaten, Jahren wird wenig passieren. Die Verkehrswende entfällt, zumindest auf den 500 Metern Friedrichstraße. Sie war ohnehin nicht allzu professionell geplant.
Immerhin weiß man nun aus eigener Anschauung, dass es keine gute Idee ist, eine Fußgängerzone zu planen, die gleichzeitig einen Fahrradschnellweg beheimatet. Man weiß seither auch, dass das Wort Straßenmöbel durchaus auch als Beschimpfung zu verwenden ist. Die meisten Leute wollen nun mal nicht auf Holzlatten sitzen, die an Europaletten erinnern. Da ist es egal, ob wir hier von Berlinern reden oder von Touristinnen und Touristen.
Es gibt aber noch weitere Weisheiten, die die Querelen um die Friedrichstraße uns lehrten: Es wirkt sich ungünstig aus, wenn man ein derart unwichtiges, aber hochkontroverses Thema im Wahlkampf hochjazzt. Das ist ein Vorwurf, den sich vor allem die Grünen gefallen lassen müssen.
Wie kann man auf die Idee kommen, sich wegen 500 Metern verkehrsberuhigter Straße mit Anwohnern und Gewerbetreibenden und politischem Gegner und dem eigenen Koalitionspartner anzulegen? Fairerweise muss man dazusagen, dass die Grünen den Fehler auch selbst ausbaden mussten – regiert wird in Berlin erst mal ohne sie.
Verkehrspolitik der CDU: Im Zweifel für den Autoverkehr
Die Verkehrspolitik wird jetzt bekanntlich von der CDU gemacht. Deren Senatorin hat sich zu allen Verkehrsthemen bisher nur vorsichtig geäußert, weil sie alles erst mal prüfen wollte. Nun hat sie ihre erste Entscheidung getroffen. Sie lautete: Im Zweifel für den Autoverkehr. Es wäre schön, wenn es dabei nicht bleibt. Am Checkpoint Charlie oder am Hackeschen Markt zum Beispiel wäre eine Verkehrsberuhigung eine Wohltat für alle Beteiligten. Auch ohne hässliche Stadtmöbel.