Fünfjähriges Mädchen in Berlin vermutlich von Babysitter erstochen
Tatverdächtig ist ein 19-Jähriger. Er hatte in Pankow schon öfter auf die vier Kinder aufgepasst. Ein Richter erließ jetzt Haftbefehl gegen ihn.

Am Dienstag verschwand ein fünfjähriges Mädchen vom Spielplatz – mehr als drei Stunden später fand eine Frau mit Hund die Kleine in einem Gebüsch im Bürgerpark in Pankow mit einer Stichverletzung. Das Mädchen starb wenig später in einem Krankenhaus. Kurz darauf wurde ein 19-Jähriger wegen des Verdachts, das Kind getötet zu haben, festgenommen. Der junge Mann ist der Babysitter der Familie.

„Er hatte schon öfter auf die vier Kinder im Alter zwischen einem und fünf Jahren aufgepasst“, sagte Sebastian Büchner, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. Am Dienstagnachmittag war er mit den Kindern auf einem Spielplatz im nahen Paule-Park. Der 19-Jährige soll nach Angaben von Ermittlern der Cousin des Mädchens sein.
Gegen 14.30 Uhr musste das älteste Kind den Angaben zufolge auf Toilette. Der 19-Jährige habe den Spielplatz mit dem fünfjährigen Mädchen verlassen und andere Erwachsene gebeten, auf die drei anderen Kinder aufzupassen. Er sei später ohne die Fünfjährige zurückgekehrt. Die Erwachsenen, die auf die drei anderen Kinder aufpassen sollten, und auch die Kindesmutter, die inzwischen auf dem Spielplatz eingetroffen war, fragten, wo das Mädchen ist. Der Babysitter gab wohl an, dass er sie aus den Augen verloren habe. Deshalb alarmierten sie die Polizei.

Diese rückte mit einem Großaufgebot an und startete eine Suchaktion nach dem verschwundenen Kind. Ein Polizeihubschrauber, ausgerüstet mit einer Wärmebildkamera, kreiste über dem Gebiet. Auch Privatpersonen beteiligten sich an der Suche.
Gegen 17.40 Uhr dann die schreckliche Gewissheit: Eine Hundebesitzerin, die an der Suche teilgenommen haben soll, fand das leblose Mädchen in einem Gebüsch.

Rettungskräfte versuchten vergebens, das Kind zu reanimieren. Es soll durch einen Messerstich getötet worden sein. Büchner bestätigt lediglich Stichverletzungen. Die Obduktion des getöteten Mädchens laufe.
Der Sprecher machte keine Angaben darüber, ob sich der Tatverdächtige zum Vorwurf, das Kind umgebracht zu haben, geäußert habe. Ein Ermittlungsrichter erließ am Nachmittag Haftbefehl gegen den 19-Jährigen. Die 4. Mordkommission übernahm die Ermittlungen.
Am Mittwochvormittag waren Beamte der Polizei in einem weiträumig abgesperrten Waldstück im Bürgerpark Pankow im Einsatz. Vermesser der Tatortdokumentation des Kriminaltechnischen Instituts im LKA untersuchten das Gebiet mithilfe der Fotogrammetrie. Dafür überflog eine Drohne Streifen für Streifen das Areal. Die sich überlappenden Aufnahmen werden später am Computer zu 3D-Bildern zusammengesetzt.

Nach dem Drohnenüberflug gingen Beamte eines Zuges der 22. Einsatzhundertschaft durch das Gelände – unter anderem suchten sie nach der Tatwaffe.
Das getötete Mädchen soll die deutsch-polnisch-türkische Staatsbürgerschaft haben. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey zeigte sich erschüttert. „Ich bin schockiert. Meine Gedanken sind bei den Eltern des kleinen Mädchens und ihren Angehörigen. Es bricht mir das Herz und ich bin zutiefst traurig“, schrieb sie auf Twitter.
Ich bin schockiert. Meine Gedanken sind bei den Eltern des kleinen Mädchens und ihren Angehörigen.
— Franziska Giffey (@FranziskaGiffey) February 21, 2023
Es bricht mir das Herz und ich bin zutiefst traurig.
Die Polizei ermittelt mit Hochdruck. https://t.co/flqGeFC8UW
Wie verändert so ein Verbrechen das Sicherheitsgefühl der Menschen im Kiez? Am Mittwoch sind Spaziergänger im Bürgerpark von der Nachricht des Todes des Kindes ebenfalls schockiert. „Es ist unvorstellbar“, sagt ein älterer Herr, der wie jeden Tag seinen Schäferhund-Mischling ausführt. „Bis jetzt war es hier eigentlich ziemlich idyllisch.“
Der 44-jährige Thomas D. wohnt seit 2009 in der Nähe des Bürgerparks. „So ein Mord hätte überall passieren können. Aber für das Sicherheitsgefühl ist das bestimmt nicht gut.“ Er selbst hat zwei Kinder. Am Donnerstag will er erstmals eines von ihnen einer anderen Familie anvertrauen, die es mit in den Kindergarten nehmen. Natürlich vertraue er der Familie, sagt er.
Eine ältere Frau schiebt ihr Fahrrad durch den Park. „Ich habe gehört, sie haben den Typen. Wahrscheinlich bekommt er dafür 14 Tage Jugendstrafe“, sagt sie verbittert.