Männer, tragt mehr Rüschen!

Längst ist die Hose als Kleidungsstück bei allen Geschlechtern angekommen. Aber für Rüschen gibt es mächtig Aufholpotenzial, meint Modedesignerin Ina Weber.

Modedesignerin Ina Weber gewann den Design Award by Schindler des Schöneberger Lette-Vereins.
Modedesignerin Ina Weber gewann den Design Award by Schindler des Schöneberger Lette-Vereins.Volkmar Otto

Frauen tragen Röcke, Männer Hosen – diese Zeiten sind lange vorbei. Auch weil inzwischen angezweifelt wird, dass es nur zwei Geschlechter gibt, non-binär statt binär, Vielfalt statt Zweiteiligkeit ist der Diskussionsstand zur Stunde. So weit, dass jeder alles trägt und nicht mitunter irritiert beäugt wird, ist es aber noch nicht.

Modedesignerin Ina Weber stellt im Gespräch beim Chai Tee in ihrem Neuköllner Lieblingscafé fest, dass „non-binäre Identitäten in der binär geprägten Mode noch nicht genügend Platz und Ausdruck finden“. Eines von vielen Beispielen ist ganz praktisch und alltäglich, „dass gerade für Männer formale Kleidung total begrenzt ist. Ihnen bleiben im Büro nicht mehr als der Anzug oder Hemd mit Hose.“ Dabei habe Kleidung kein Geschlecht. Rüschen oder Rock sind ernst zu nehmende Alternativen.

Rüschen für alle, Ponchos zum Drinverstecken

Die 23-Jährige erzählt, wie Kleidung selbstsicherer mache, habe sie während der Arbeit an ihrem mit dem Design Award by Schindler preisgekrönten Projekt „Quings“ (eine Wortkombination aus Queen and King) beobachten können. Für den Preis gab es 500 Euro und einen bezahlten Designauftrag.

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Bei „Quings“ sind Rüschen für alle da, Ponchos zum Drinverstecken, viele Stoffschichten übereinander machen kreativ. Für die Abschlussarbeit nach dreijähriger Ausbildung am Berufsbildungszentrum Lette-Verein in Schöneberg entwarf und erarbeitete Ina Weber zusammen mit sechs Personen individuelle Kleidungsstücke. „Ziel war, deren Identität auszudrücken und zu erforschen abseits der binären Geschlechter Mann und Frau.“

Den Stil souverän zu wechseln, sich weitertreiben zu lassen im Meer der Möglichkeiten, empfindet sie beglückt als „ein Stück Freiheit. Daran wächst man.“ Nachvollziehen lassen sich die optischen Wandlungen bei „Quings“ auf ihrer Internetseite.

Kleidung ist nie egal

Denn es ist nie egal, was man anhat! „Man repräsentiert sich damit als Teil einer gesellschaftlichen Gruppe. Wie man von anderen wahrgenommen wird und damit, ob Fremd- und Eigenwahrnehmung übereinstimmen. Fühlt man sich so mit der eigenen Präsentation wohl und gesehen?“ Sich anzukleiden, ist Ausdruck innerer Zustände. Kleidung ist nie nicht wichtig, selbst wenn sie einem unwichtig ist.