Berliner Mieterverein hält Einsparung von 20 Prozent Energie für unrealistisch

Appelle zur freiwilligen Reduzierung des Gasverbrauchs reichten nicht aus, sagt der Mietverein. Die Regierung müsse ein Gesetz vorlegen und Kosten abfedern.

Wer die Heizung runterdreht, spart Energie – aber wie stark lässt sich der Gasverbrauch reduzieren?
Wer die Heizung runterdreht, spart Energie – aber wie stark lässt sich der Gasverbrauch reduzieren?imago/Arnulf Hettrich

Der Berliner Mieterverein (BMV) hat die Aufforderung zur Einsparung von 20 Prozent des Gasverbrauchs als unrealistisch zurückgewiesen. „Mit Appellen zur freiwilligen Einsparung von Energie werden wir nicht durch die Energiekrise kommen“, sagte BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. „Wir fordern die Bundesregierung auf, die Diskussion endlich mit einem Gesetzentwurf zur Energieeinsparung und zur sozialen Abfederung der Kosten zu versachlichen.“

Der Mieterverein reagiert damit auf die neuerliche Aufforderung des Chefs der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, 20 Prozent des Gasverbrauchs auch bei den Endverbrauchern, den Haushalten, einzusparen. „Am 1. Oktober beginnt die Heizperiode“, sagte BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. „Es sieht im Moment so aus, als würde die Bundesregierung wie bei Corona wieder viel zu spät handeln.“

Der Mieterverein hält eine Gaseinsparung von 20 Prozent beim Heizen auf freiwilliger Basis für unrealistisch. Würde man die Höchsttemperatur tagsüber auf 18 bis 20 Grad absenken, könnten „nur rund zehn Prozent des Gasverbrauchs eingespart“ werden, rechnet der Verein vor. Allerdings würde eine Höchsttemperatur von 18 Grad Celsius die Wohnqualität massiv einschränken, wenn man darauf angewiesen sei, den Tag zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen weitgehend zu Hause zu verbringen.

Einsparungen müssten auch bei der Warmwassernutzung erfolgen

Ein großer Teil der Einsparungen müsse also über die Vermeidung der Warmwassernutzung erfolgen, argumentiert der Mieterverein: durch weniger und kürzeres Duschen sowie das Händewaschen mit Kaltwasser. In energetisch schlechten Gebäuden sei aber „auch das nicht zu schaffen“.

Neben der verringerten Gasmenge, die den Haushalten zur Verfügung stehen werde, muss die Regierung nach Ansicht des Mietervereins den Blick noch mehr auf die Kosten lenken. „Wir fordern daher erneut, dass in den energetisch schlechtesten Gebäuden der Effizienzklassen E, F, G und H die Vermieter an den Heizkosten beteiligt werden“, so Wild. „Zur vorsorglichen Absicherung der Mietverhältnisse braucht es zudem einen Kündigungsausschluss für den Fall, dass die Heiz- und Warmwasserkosten nicht gezahlt werden können.“

Vermieter wie Vonovia reduzieren bereits nachts die Temperatur

Einzelne Vermieter haben bereits Maßnahmen zum Energiesparen ergriffen. So erklärte Deutschlands größter Vermieter Vonovia, dass die Heiztemperatur in Wohnhäusern mit Gasheizung zwischen 23 und 6 Uhr nachts auf 17 Grad Celsius begrenzt wird. So sollen laut Vonovia rund sechs bis acht Prozent der Energie eingespart werden. Die Warmwasserversorgung ist laut Vonovia von der Maßnahme aber nicht betroffen. Tagsüber können die Mieter wie gewohnt heizen.

Die Vonovia ist mit 136.806 Wohnungen größter privater Vermieter in Berlin, 98.517 Wohnungen davon gehören zur Deutsche Wohnen, die im vergangenen Jahr von der Vonovia übernommen wurde.