Gastbeitrag: „Die Lösung liegt in einem Ausbau des U-Bahnnetzes“
Berlin - Ist es richtig, die Berliner aufzufordern, ihr Auto abzuschaffen? Die Antwort ist eindeutig: Nein! Natürlich müssen die Berliner nicht auf ihr Auto verzichten.
Allerdings sollten sie sich angesichts zunehmender Mobilitätsprobleme auf Einschränkungen einstellen. Der Verkehr auf den Straßen nimmt stetig zu. Mit dem anhaltenden Wachstum der Stadt wandeln sich die Mobilitätsbedürfnisse. Viele Berliner steigen vom Auto auf das Fahrrad und den Nahverkehr um, um rechtzeitig zum Ziel zu kommen.
Auto ist nicht unbedingt die Mobilität der Zukunft
Es war daher an der Zeit, eine Mobilitätswende in Berlin einzuleiten, und dies haben wir als rot-rot-grüne Koalition nun getan. Mit dem ersten Mobilitätsgesetz in Deutschland schaffen wir mehr Sicherheit im Straßenverkehr und legen den Fokus auf die Mobilität der Zukunft – das ist für uns nicht unbedingt das Auto.
Die SPD hat sich vorgenommen, den Anforderungen an eine gleichberechtigte, moderne, klimaverträgliche und zukunftsgerechte Mobilitätspolitik gerecht zu werden. Weder kann und wird Berlin ausschließlich eine Auto- noch ausschließlich eine Fahrradstadt sein. Wir müssen darauf achten, die Bedürfnisse aller Berlinerinnen und Berliner, ob im Zentrum oder den Außenbezirken, in Einklang zu bringen. Menschen haben ein Recht darauf, mobil zu sein.
Der Nahverkehr ist die Mobilität von morgen. Von daher verfolgen wir eine stringente Verkehrspolitik: Wir wollen den Nahverkehr stärken und Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern. Der Erhalt und Ausbau der Infrastruktur ist hierbei entscheidend. Mit dem Nahverkehrsplan und dem Ausbauprogramm i2030 stärken wir die bestehende Infrastruktur, investieren in den Bau neuer Straßenbahnlinien, Haltestellen, Knotenpunkte und in sichere und barrierefreie Mobilität.
Ausbau eingleisiger S-Bahn-Strecken soll erfolgen
Wir bauen das bestehende Streckennetz aus, setzen mehr Fahrzeuge ein und verdichten die Takte. Wir werden eingleisige S-Bahn-Strecken zweigleisig ausbauen und so Engpässe beseitigen. Der Ausbau der Straßenbahn geht voran, hier eröffnen wir bis 2021 erste neue Strecken. Am Zehn-Minuten-Takt auf weiteren Buslinien in den Außenbezirken sind wir dran. Von 2021 an stellen wir viele neue S-Bahnen zur Verfügung.
Bei der U-Bahn wird es 1500 neue Wagen geben. Außerdem wird eine Reihe von Netzergänzungen und Lückenschlüssen erfolgen. Sinnvoll wäre zuallererst eine Weiterführung der U8 ins Märkische Viertel, ebenso kann ich mir eine Verlängerung der U2 von Pankow nach Pankow Kirche vorstellen. Darüber hinaus würde auch Krumme Lanke – Mexikoplatz (U3) spürbare Angebotsverbesserungen bringen.
Ich weiß, dass der Ausbau des U-Bahn-Netzes kontrovers diskutiert wird. Doch aus fachlicher Sicht gilt es festzuhalten: Eine Straßenbahn, die im Straßenverkehr mitfährt, hat das Problem, dass sie spezielle Vorrangschaltungen benötigt, um nicht im Stau steckenzubleiben. Weil eine U-Bahn unter der Erde fährt, ist sie per se von diesen Zwängen entkoppelt.
So schnell es geht von A nach B
Verkehrspolitisch sollte es uns darum gehen, die Menschen möglichst schnell von A nach B zu bewegen. Eine S-Bahn ist nur so schnell, weil sie in der Regel Halteabstände von durchschnittlich rund zwei Kilometern hat. Die U-Bahn hat in der Regel Halteabstände zwischen 500 und 1000 Metern. Bei der Straßenbahn sind es 300 bis 400 Meter, weshalb dieses Verkehrsmittel langsamer ist. Wenn wir die Straßenbahn auf ein Riesen-Netz ausweiten, schaffen wir keine gesteigerte Effizienz, keine Effekte.
Ich bin der Auffassung, dass eine gute Infrastruktur über die Zukunftsfähigkeit einer Stadt entscheidet. Eine Umverteilung des Verkehrsaufkommens zugunsten des Nahverkehrs kann nur durch attraktive Nahverkehrsmittel erzielt werden. Dabei steht für mich neben der Beförderungsmenge vor allem auch die Reisegeschwindigkeit im Vordergrund. Wir müssen Anreize schaffen: gute Dienstleistung, hohe Geschwindigkeit, zum fairen Preis, mit guter Verfügbarkeit. Das ist mein Credo!
Berlin ist Messestadt, ist Touristenattraktion, Regierungssitz. Städte wie Paris, Barcelona, Wien, London, aber auch Stuttgart, Frankfurt/Main, München und Hamburg bauen in Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung ihr U-Bahnnetz aus.
Für mich gibt es kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Aus meiner Sicht liegt die Lösung in einem intelligenten Ausbau des U-Bahnnetzes, in Kombination mit dem Ausbau von Straßenbahnlinien.