Gefährliche Bordsteine

Lutz Schnedelbach zweifelt am Geschick einiger Bauplaner.

Stolperfalle Bordsteinkante.
Stolperfalle Bordsteinkante.imago/Steinach

Berlin - Es gibt Leute in der Baubranche, deren Gedanken für einen normal denkenden Bürger nicht nachzuvollziehen sind. Nein, ich rede nicht von denen, die nach Bauplänen die Stadt verschönern. Die Rede ist von Leuten, die sich die Verschönerungen ausdenken und umsetzen lassen. Nicht immer ist das, was sie planen, im Interesse der Bürger. Ein Beispiel: Bordsteine werden zum Schutz der Fußgänger gesetzt, erfuhr ich von der Bauverwaltung. Außerdem soll mit den Steinen  – oder besser gesagt Platten – verhindert werden, dass Autofahrer den Gehweg als Abkürzung nutzen, hieß es. Das klingt zunächst plausibel. Aber Fußgänger werden ja auch ohne die hohen Steine geschützt, durch die zumeist, wenn auch verkehrswidrig  zugeparkten Straßen.  

Die These, dass Bordsteine Fußgänger vor Radfahrern schützen würden, stimmt auch nicht so richtig. Viele Zweiradfahrer kennen den Begriff Straße nur vom Hörensagen. Jedenfalls in meinem Kiez. Sie touren eh auf dem Gehweg.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Ich will nicht den Eindruck entstehen lassen, dass ich generell gegen Bordsteine bin. Aber müssen sie denn so hoch sein? Ich denke nicht. Vor dem Verlag, in dem diese Zeitung geschaffen wird, in der Alten Jacobstraße in Kreuzberg, sind die Straßenabgrenzungen hoch. Für Rollstuhlfahrer ohne Begleitung und schwächelnde Fußgänger ein nahezu unüberwindbares Hindernis. Das habe ich auch am lebendigen Leib erleben müssen.

Ich bin nicht nur Anhänger von Krückstöcken, sondern muss sie auch seit mehr als einem Jahr aktiv nutzen. Für mich sind deshalb die Straßenkantensteine wegen ihrer Höhe ein Albtraum. Das ist wie das Hinabsteigen einer Treppe ohne Geländer. Für sportliche Menschen kein Problem, für mich schon.  

Und so passierte es auch, als ich an einem Abend nach dem Arbeitsende auf dem Weg nach Hause war. Kein Auto parkte vor dem Gebäude, an dem man sich hätte festhalten können. Die Straße war leer. Der Gehweg liegt etwa 20 Zentimeter höher als die Fahrbahn – eine Stufe, die für mich ohne Hilfe kaum zu bewältigen ist. Und so kam es.

Ich kam ins Straucheln, verlor das Gleichgewicht und schlug längs hin. Glücklicherweise kamen zwei Passanten mir zu Hilfe und richteten mich wieder auf. Die Beine schlotterten. Flache Steine haben die Planer offenbar vergessen.

Vier Tage dauerte es, bis die Angst, auf die Straße zu gehen, halbwegs wieder vergangen war. Ich bin mir sicher, dass die Erneuerung des Gehwegs und der Straße von meinem Unfallort von einem jungen dynamischen unbehinderten Baufachmann geplant worden war. Vielleicht könnten die Planer, bevor das Werkeln beginnt, Behinderte hören. Die Unfallgefahr würde sinken.