Geht’s noch? Braucht Bonn wirklich weitere Hilfen?
Für Bonn ist eine Zusatzvereinbarung geplant, die der Stadt nach dem Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin weiter helfen soll. Das ist verfehlt.

Fußballspiele sind manchmal sehr erkenntnisreich. Zum Beispiel das DFB-Pokalspiel von Hertha BSC gegen Dynamo Dresden vom 30. Oktober 2019. Erkenntnisreich war dieses Spiel nicht wegen des Ergebnisses. Hertha gewann glücklich im Elfmeterschießen. Erkenntnisreich war dieses Spiel, weil es offenbarte, dass ein tiefer Riss durch die Republik verläuft und den Osten vom Westen trennt.
Denn die gut 30.000 Dresden-Fans im Berliner Olympiastadion skandierten lautstark „Ost-, Ost-, Ostdeutschland“. Minutenlang. Es war nicht nur ein Schlachtruf von Fußballfans. Es war eine Demonstration. 1989 hätten diese Menschen noch „Wir sind ein Volk“ gerufen. 30 Jahre später ist die Euphorie aus der Wiedervereinigungszeit der ernüchternden Erkenntnis gewichen, dass es mit der erhofften Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Ost und West noch lange dauern wird.
Leider hat die Ostdeutschlandrufe im Berliner Olympiastadion offenbar keiner der Politiker gehört, die heute darüber nachdenken, wie der Bundesstadt Bonn nach dem Umzug von Bundestag und Teilen der Bundesregierung vor 23 Jahren weiter geholfen werden kann. Denn das ist geplant. Nachdem die Ausgleichsvereinbarungen für die Region Bonn, die wegen des Umzugs zugesagt worden waren, „weitgehend umgesetzt“ wurden, soll es jetzt eine „Zusatzvereinbarung“ für die Region geben.
Woanders werden die Mittel eher gebraucht
Es gebe „angesichts der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen“ einfach „neue Anforderungen an die Aufgabenverteilung zwischen den beiden Städten und neue Herausforderungen für Bonn und seine Region“, sagt das Bundesbauministerium dazu. Bonn und die Region sind freundlich aufgefordert, „Schwerpunktthemen für künftige Investitionen“ zu benennen. Nicht, dass wir es Bonn nicht gönnen. Aber in Anbetracht vieler bedürftiger Regionen in Deutschland scheint das verfehlt. Die Verantwortlichen sollten dringend prüfen, ob die Investitionen woanders nicht dringender gebraucht werden.