Geisterrad aufgestellt: Berliner gedenken bei Mahnwache erstem Unfallopfer des Jahres

Nach einem erneuten tödlichen Fahrradunfall mit einem Lastwagen in Berlin gibt es wieder verstärkte Forderungen nach wirksamen Schutzmaßnahmen. Ein Unfallforscher wies am Mittwoch auf technische Lösungen wie Warnsysteme an den Lastwagen hin. Die Initiative Volksentscheid Fahrrad verlangte den Umbau von Kreuzungen. Die Bezirksverordnetenversammlungen (BVV) von Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln wollten am Abend über Baumaßnahmen für besseren Fahrradverkehr debattieren.

Am Unfallort in Schöneberg fand am frühen Mittwochabend eine Mahnwache für die 52-jährige Frau statt, die tags zuvor dort gestorben war. Geplant hatten die Aktion an der Kreuzung von Kolonnenstraße und Hauptstraße die Initiative Volksentscheid Fahrrad und andere Vereine. Der Fahrradclub ADFC stellte ein weißes Fahrrad zum Gedenken an die Verunglückte auf. Viele der Anwesenden zeigten sich betroffen und besorgt um die Verkehrssicherheit der Radfahrer in der Hauptstadt. 

Verkehrssenatorin Regine Günther besucht Unglücksort

Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos) sicherte umfassende Untersuchungen zu. „Wir werden sehr schnell gucken, welche Maßnahmen anzuordnen sind, damit sich so etwas möglichst nicht wiederholt“, sagte sie am Mittwoch bei einem Besuch der Unfallstelle. Ausschließen könne man derartige Unfälle aber nie ganz, räumte Günther ein, die für die Grünen im Senat ist. Sie wies auf eine Bundesratsinitiative hin, mit der das Land Berlin anregen will, Lastwagen verpflichtend mit sogenannten Abbiegeassistenten für Notfallbremsungen auszurüsten. 

Das „Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg“ kritisierte: „Die unübersichtliche Führung des Radverkehrs auf einem viel zu schmalen Schutzstreifen, der auch von abbiegenden Autos befahren wird, hat hier Mitschuld am Geschehen.“ Die Kreuzung sollte schon längst sicherer gemacht werden, bisher sei aber nichts geschehen.

Abbiegeassistent besser als Spiegel

Der Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), Siegfried Brockmann, hält nicht viel von weiteren Spiegeln an Lastwagen oder einer Kamera mit einem zusätzlichen Bildschirm für den Fahrer. Schon so müssten die Fahrer sehr viele Bereiche im Auge habe „Wahrnehmungspsychologisch ist das extrem anspruchsvoll.“ Sinnvoller wären technische Lösungen wie sogenannte Abbiegeassistenten, etwa ein Sensor, der mit einem Warnsignal oder einer automatischen Bremse gekoppelt ist.

Die getötete Radfahrerin vom Dienstag war das erste Todesopfer im Berliner Straßenverkehr in diesem Jahr. 2017 kamen in der Hauptstadt 35 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Unter den Opfern waren 13 Fußgänger und 9 Radfahrer. (dpa)