Gentrifizierung in Berlin-Neukölln: Das Ende eines Traums - Warum Friedel54 geräumt wird

13 Jahre lang gab es in der Neuköllner Friedelstraße Lesungen, Kunstprojekte und politische Veranstaltungen. Für Bedürftige gab es Getränke, Kleidung und Bücher, alles auf Spendenbasis. Seit Donnerstagmorgen ist der Traum vom Tauschladen mit linksalternativem Anstrich vorbei, seit den frühen Morgenstunden wird geräumt. Vorausgegangen war ein langer Gerichtsstreit.

Die frühere Eigentümerin, die Citec GmbH in Wien, hatte den Mietvertrag im Jahr 2015 gekündigt und wenig später Räumungsklage gegen den Friedel54-Verein eingereicht. Im Umfeld des Ladens wird gemunkelt, der Grund für die Kündigung sei die Unterstützung der im selben Haus lebenden Bewohner gewesen, als die sich gegen Sanierungs- und Modernisierungmaßnahmen gewehrt hätten. Zudem habe man eine Erhöhung der Ladenmiete nicht akzeptiert. Der Laden im hippen Neukölln steht wie kaum ein anderes Objekt in Berlin für die Gentrifizierung - für die Vertreibung alter Mieter zugunsten neuer, teurer Wohnungen und Läden.

Neuer Eigentümer klagt auf Räumung

Im Oktober 2016 kaufte die luxemburgische Briefkastenfirma Pinehill s.a.r.l. das Gebäude - und klagte wie bereits der vorherige Eigentümer ebenfalls auf Räumung.

In einem Vergleich mit der Eigentümerin hatten sich die Betreiber des Kiezladens Ende 2016 schließlich verpflichtet, zum 1. April 2017 auszuziehen, ließen die ausgehandelte Frist dann aber einfach verstreichen. Deswegen wird jetzt geräumt. (BLZ)