Berlin ehrt ermordeten Wissenschaftler: Gedenktafel für Alfred Byk
Am Olivaer Platz erinnert eine Gedenktafel an Alfred Byk, einen erfolgreichen Berliner Wissenschaftler, der 1942 deportiert und ermordet wurde.

Am Olivaer Platz in Wilmersdorf wird am Mittwoch (1. Februar) eine Gedenktafel zu Ehren des Berliner Wissenschaftlers Alfred Byk enthüllt. Das teilt die Deutsche Physikalische Gesellschaft mit. Alfred Byk war ein erfolgreicher Wissenschaftler, der 1942 deportiert und ermordet wurde.
Geboren wurde Byk 1878 in Berlin. Sein Vater Heinrich, ein promovierter Chemiker, hatte 1873 in Berlin eine chemische Fabrik gegründet, in der zunächst Schlafmittel produziert wurden. Die Familie war bereits 1850 aus Galizien ins damals liberale Preußen gezogen und gehörte zum jüdischen Wirtschafts- und Bildungsbürgertum.
Alfred Byk machte sein Abitur am Französischen Gymnasium, studierte in Freiburg und Berlin, wo er 1902 promovierte. „Über die physikalische Chemie gelangte er zur theoretischen Physik“, teilt die Deutsche Physikalische Gesellschaft mit. „Hier verfasste er Arbeiten über die anfangs noch unverstandenen Kräfte in den Atomen und habilitierte sich 1906 bei Max Planck.“
Assistent des späteren Nobelpreisträgers Max Planck
Von 1909 bis 1912 war Alfred Byk – als Vorgänger von Lise Meitner – Assistent des späteren Nobelpreisträgers Max Planck. Er forschte unter anderem zur Quantentheorie der Gase und Flüssigkeiten. Er wurde außerordentlicher Professor an der Berliner Universität und der Technischen Hochschule und war unter anderem Mitautor des Handbuchs der Physik.
„Im April 1933 wurde Byk wie viele andere zunächst beurlaubt und verlor noch im September desselben Jahres die Lehrbefugnis sowohl an der Technischen Hochschule als auch an der Universität“, schreibt der Wissenschaftshistoriker Stefan Wolff im Physik-Journal. Bemühungen um eine Anstellung im Ausland hatten keinen Erfolg.
1911 hatte Alfred Byk Hedwig Fraenkel geheiratet, eine promovierte Chemikerin. Ihre beiden Töchter konnten im November 1938 nach Australien emigrieren. Einstein hatte den „daughters of my esteemed colleague“ ein Empfehlungsschreiben ausgestellt. Im Dezember 1938 wählte Hedwig Byk den Freitod. Während die übrigen Verwandten Deutschland noch rechtzeitig verlassen konnten, darunter seine als Fotografin bekannt gewordene Cousine Suse Byk, gelang dies Alfred Byk nicht mehr.
Deportation mit mehr als 700 Menschen nach Sobibor
Anfang Juni 1942 holte man ihn aus seiner Wohnung und brachte ihn zu einer Sammelstelle. Der Chemiker Adolf Windaus versuchte noch vergeblich, seine Deportation zu verhindern. Byk wurde mit mehr als 700 Menschen ins Vernichtungslager Sobibor gebracht, wo alle nach ihrer Ankunft am 15. Juni ermordet wurden.
Die Gedenktafel für Alfred Byk steht auf dem Olivaer Platz, gegenüber der Hausnummer 6. Dort stand einst das Haus Pariser Straße 27, in dem Byk von 1932 bis zu seiner Deportation im Juni 1942 wohnte. Ermöglicht wurde die Tafel durch eine Spende der Firma BYK-Chemie GmbH. An der Enthüllung soll auch Miles Pattenden teilnehmen, Urenkel von Alfred Byk und Kirchenhistoriker an der Australian Catholic University in Melbourne.