Geschützte Radwege in Berlin: Hier sollen die nächsten XXL-Radwege entstehen - zu englisch: „Protected Bike Lane”
Im Schutz von Pollern Rad fahren: Das soll bald auf weiteren Straßen in Berlin möglich sein. Das geht aus einer Liste hervor, die die Senatsverkehrsverwaltung jetzt vorgelegt hat. Dort sind Straßen verzeichnet, die in diesem oder im nächsten Jahr geschützte Radfahrstreifen bekommen sollen – unter anderem die Frankfurter Allee, die Amrumer Straße und die Fasenstraße. „Es geht voran“, sagt Dorothee Winden, Sprecherin der Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). Doch in Kreuzberg und Lichtenberg zeigt sich, wie schwierig es ist, solche Projekte auf den Weg zu bringen – und angekündigte Termine einzuhalten.
Das Radfahrerparadies endet vor der Hausnummer 72. Nach hundert Metern ist der erste Abschnitt des geschützten Radfahrstreifens an der Hasenheide schon wieder zu Ende. Weil eine Baustelle die Straße okkupiert, kann die grün unterlegte Fahrbahn mit den rot-weißen Stahlpollern an der Seite noch nicht wie geplant bis zum Hermannplatz führen.
In der Senatsliste ist zu lesen: „Fertigstellung noch im zweiten Quartal 2019“. Zuletzt war von März die Rede. Dem Vernehmen nach hat die erneute Verzögerung mit der Baustelle zu tun. Anwohner dürften sich freuen, denn so lange können sie noch die Parkplätze am Straßenrand weiter nutzen. Für die Radspur werden die meisten Stellflächen wegfallen – was bereits zu Unmut führt.
XXL-Radwege auch in Marzahn-Hellersdorf
Welche weiteren Projekte stehen auf der Senatsliste? Nicht weit von der Hasenheide entfernt soll die Karl-Marx-Straße in Neukölln geschützte Radfahrstreifen erhalten, „Umsetzung voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2019“. Für die Amrumer Straße in Wedding ist auf der Westseite eine abgepollerte Radspur vorgesehen – „Baubeginn 2019 möglich“. Ebenfalls noch in diesem Jahr sollen Abschnitte der Fasanenstraße als geschützte Radfahrstreifen gestaltet werden.
Auf der Südseite von Alt-Friedrichsfelde wird ein 30 Meter langer Abschnitt vor der Radwegauffahrt an der Gensinger Straße mit Pollern geschützt. „Die Umsetzung soll bis zum Sommer 2019 abgeschlossen sein“, heißt es. Bis Mitte 2020 dauert der Umbau der Karl-Marx-Allee, bei dem beidseitig bis zu vier Meter breite geschützte Radfahrstreifen entstehen. Auch ein Außenbezirk – nämlich Marzahn-Hellersdorf – steht auf der Liste. Dort soll die Märkische Allee südlich der Brücke über die Ostbahn eine solche Radspur erhalten. Projektstatus: „in Planung, Umsetzung Herbst 2019“.
„Protected Bike Lane” von Niederbarnim- bis Jessnerstraße
Auf dem Weg dorthin, einem rund ein Kilometer langen Teil der Frankfurter Allee, ist ebenfalls eine „Protected Bike Lane“ (so die englische Bezeichnung) geplant. Von der Niederbarnim- bis zur Jessnerstraße soll es stadtauswärts statt drei nur noch zwei Fahrstreifen für Autos geben. Dafür werden die Fahrspuren breiter: Statt 2,65 Meter sind es künftig drei Meter. Der frei werdende Platz wird dazu genutzt, um einen Radstreifen anzulegen. „Er wird mindestens eine Breite von zwei Metern bekommen“, sagt die Bezirksamtssprecherin Sara Lühmann.
„Vorgesehen sind sowohl feste Poller als auch kleine Baken.“ Eine Zeit lang ging man davon aus, dass der Bau 2018 beginnt. Nun heißt es: 2019 – ohne Details. „Momentan liegt die Planung bei der Verkehrslenkung zur Anordnung vor“, so die Sprecherin. Gut möglich, dass es wie an der Hasenheide über die Breite noch Debatten mit der Radlobby geben wird: Sie findet zwei Meter zu schmal. Völlig unklar ist, ob und wann die Siegfriedstraße in Lichtenberg geschützte Radfahrstreifen erhält. Das Bezirksparlament folgte der Beschlussempfehlung des Verkehrsausschusses, Alternativen zu prüfen.
Die Vorzugsvariante sieht vor, auf einer Seite die Parkplätze zu erhalten und auf der anderen einen Zweirichtungsradweg anzulegen. „Das wäre nur realisierbar, wenn an einer Seite Bäume gefällt werden und der Fußweg verkleinert wird“, warnt Mattes Groeger vom Netzwerk FahrradfreundlichesLichtenberg. Zudem müssten Radfahrer in kurzem Abstand zweimal die Siegfriedstraße queren. Mit dem Beschluss reagierten die Bezirkspolitiker auf Anwohner-Protest. Was die Prüfaufträge bezwecken, sei klar, sagt Groeger: Das Projekt soll weiter verzögert werden.