Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz: Datenschützer werfen Bundespolizei Betrug vor

Datenschützer haben der Bundespolizei vorgeworfen, bei dem Berliner Pilotprojekt zur automatischem Gesichtserkennung die Testpersonen getäuscht zu haben. „Der Transponder, den die Testpersonen am Bahnhof Südkreuz zur zusätzlichen Identifikation bei sich tragen müssen, sammelt weit mehr Daten, als die Bundespolizei den Versuchspersonen mitgeteilt hat“, erklärte die Datenschutz-Organisation Digitalcourage am Montag. Der auf sechs Monate angelegte Versuch müsse abgebrochen werden.

Die Testpersonen müssten sogenannte iBeacons dabei haben, das seien Bluetooth-Sensoren mit Stromversorgung, die ihre Identifikationsnummer bis zu 20 Meter senden und viele weitere Daten wie Beschleunigung, Temperatur und Neigung des Untergrunds sammeln könnten. Daraus ließen sich Schlüsse ziehen, was Personen außerhalb des Testgebiets getan haben. „An keiner Stelle haben die Testpersonen so einer Nutzung zugestimmt.“

300 Testpersonen hatten sich freiwillig gemeldet

Der Bundespolizei waren die Vorwürfe am Montag bekannt, Stellung nahm sie aber noch nicht dazu. Am Donnerstag will sich Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) im Bahnhof über den Test informieren.

Seit dem 1. August wird untersucht, wie gut Überwachungskameras und Computer die Gesichter von Passanten automatisch erkennen können. Von dem Pilotprojekt versprechen sich Bundesinnenministerium, Bundespolizei und Bundeskriminalamt neue Erkenntnisse zur Abwehr möglicher Terrorakte.

Etwa 300 Testpersonen hatten sich freiwillig gemeldet. Fotos ihrer Gesichter wurden gespeichert. Drei Kameras filmen an einem Ein- und Ausgang sowie an einer Rolltreppe des großen Fern- und S-Bahnhofs. Per Computer werden die Aufnahmen mit den gespeicherten Fotos verglichen.

Laut Ministerium wurden drei unterschiedliche Systeme zur Gesichtserkennung eingesetzt. Datenschützer halten den Einsatz biometrischer Gesichtserkennungs-Programme für rechtswidrig. (dpa)