Warnstreik an Berliner Kliniken: Darauf müssen sich Patienten einstellen

Beschäftigte von Vivantes, der Charité und des Jüdischen Krankenhauses kämpfen für mehr Gehalt. Verdi rechnet mit einer hohen Streik-Beteiligung.

Das Bettenhochhaus der Berliner Charité in Mitte. Das Uniklinikum wird bestreikt.
Das Bettenhochhaus der Berliner Charité in Mitte. Das Uniklinikum wird bestreikt.Stefan Boness/imago

In vielen Berliner Krankenhäusern kann es an diesem Montag und Dienstag zu Engpässen kommen. Betroffen sind die landeseigenen Klinikkonzerne Charité und Vivantes, außerdem das Jüdische Krankenhaus. Die Gewerkschaft Verdi hat Pflegekräfte, Therapeuten, Hebammen und weitere Krankenhausbeschäftigte dazu aufgerufen. Bundesweit fordern Beschäftigte des öffentlichen Dienstes 10,5 Prozent mehr Gehalt. Die kommunalen Arbeitgeberverbände bieten schrittweise fünf Prozent mehr an.

Vivantes rechnet nach eigenen Angaben punktuell mit Arbeitsniederlegungen, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte. Unklar sei, wie viele Beschäftigte dem Aufruf der Gewerkschaft folgen würden. „Die Schließung ganzer Stationen oder einzelner Betten – wie von Verdi gefordert – ist nicht vorgesehen“, so der Sprecher weiter. „Sollten Patienten von Terminverschiebungen aufgrund des Warnstreiks betroffen sein, würden sie individuell informiert.“ Mehr als 5000 Patienten werden in den Kliniken des Vivantes-Unternehmen täglich behandelt.

Die Charité will planbare, nicht dringend erforderliche Operationen verschieben. Die betroffenen Patienten seien informiert, neue Termine angeboten worden, gab das Universitätsklinikum bekannt. Notfälle und unaufschiebbare Eingriffe wie Tumor-OPs würden jedoch stattfinden.

Auf eine Regelung für Notdienste konnten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer bisher nicht verständigen. „Verdi war leider nicht bereit, eine Notdienstvereinbarung, die unserem Versorgungsauftrag als Deutschlands größtem kommunalen Klinikkonzern Rechnung trägt, abzuschließen“, sagte der Vivantes-Sprecher. Man respektiere gleichwohl das Streikrecht. Verdi forderte unterdessen die Verantwortlichen auf, die Bettenkapazitäten an das zu erwartende Streikaufkommen anzupassen. Die Arbeitgeber sollten Notdienstvereinbarungen „nach vielfach bewährtem Vorbild mit entsprechenden Regelungen abschließen“, wie es in einer Mitteilung hieß.

Verdi zur Stimmung unter Klinik-Mitarbeitern: „Riesiger Unmut“

Das Angebot der Arbeitgeber sorge „für riesigen Unmut“, so die stellvertretende Fachbereichsleiterin Gisela Neunhöffer: „Wir rechnen mit einer hohen Streikbeteiligung und rufen die Klinikbetreiber dazu auf, schon jetzt für die beiden Tage alle verschiebbaren Operationen und Behandlungen zu verlegen.“

Anja Voigt ist Intensivpflegerin am Vivantes-Krankenhaus Neukölln, sie sagte zu den Beweggründen für den Warnstreik: „Anstatt für Inflationsausgleich zu sorgen, wollen die Arbeitgeber bei Krankenhäusern in finanzieller Schieflage sogar Lohnkürzungen möglich machen. Entsprechend groß ist die Wut bei mir und meinen Kolleginnen und Kollegen. Wir werden nicht für die Gesundheitspolitik der letzten Jahre bezahlen.“ Renate Schaffernicht, Pflegekraft an der Charité, erklärte: „Wir halten die Gesundheitsversorgung dieser Stadt jeden Tag am Laufen. Doch von Anerkennung und Wertschätzung keine Spur.“ Die Forderungen würden weiterhin lauten: „500 Euro mehr für alle und 10,5 Prozent Lohnerhöhung.“