Berlin - Das Thierse zählt zu den possierlichsten Hauptstadtbewohnern. Es ist beliebt bei Jung und Alt. Doch nun bittet das urige Zottelwesen um Hilfe: Es finde in seinem Lebensraum am Prenzlauer Berg kaum noch Nahrung.
In der heutigen schwäbischen Exklave gebe es statt seiner Leibspeisen „Schrippen“ und „Pflaumenkuchen“ nur noch „Wecken“ und „Datschi“. Neophytenfutter. Deshalb möchte das Thierse als „einer der letzten Eingeborenen“ bitte „unter Artenschutz“ gestellt werden.
„Einer der letzten“ ist noch untertrieben. Das Thierse ist sogar der einzige Berliner Eingeborene, der in Breslau zur Welt kam und seine ersten 20 Lebensjahre in Thüringen verbrachte. Damit ist es evolutionsgeschichtlich noch kostbarer als weiland die Galápagos-Riesenschildkröte „Lonesome George“.
Das Thierse muss sofort auf die Rote Liste – noch vor das Goldkopf-Löwenäffchen. Die Zoologen streiten inzwischen nicht mehr, ob das Thierse nun eher zur Gattung der Kauze, Schrate oder Zausel gehöre. Nein, sie wollen das Unikat nur noch retten und aus seinem Habitat am Kollwitzplatz evakuieren. Denn dort könnten Spätzuwanderer jederzeit versuchen, das Thierse mit Spätzle, Maultaschen und Schupfnudeln zu vergiften.
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Der Plan ist, den letzten Vertreter seiner Art nur noch in einem besonders sicheren Reservat der Öffentlichkeit zu zeigen: Reichstagsgebäude, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Der Eintritt ist frei.